Aktien im Trend: Rüstungsindustrie als unkonventionelle Anlagemöglichkeit
In der heutigen Zeit gelten sogenannte „Todsündenaktien“ oft als riskant, da sie stark von den Entscheidungen der Politik abhängen. Dennoch zeigen sie eine bemerkenswerte Unabhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen. Ein Beispiel hierfür könnte Rheinmetall sein.
In meiner jüngeren Vergangenheit hatte ich ein Konto bei der GLS-Bank, die als die Förderung von Klimaschutz und sozialen Initiativen bekannt ist. Meine Anlagen umfassten mehrere nachhaltige Fonds, sogar Anteile an einer Genossenschaftsbank in Bochum, die sich auf ökologische Investments spezialisiert hat. Diese Fonds erzielten zwar eine ordentliche Entwicklung, allerdings war ich mir bewusst, dass ich indirekt Projekte unterstützte, die ich als problematisch ansah, wie die Finanzierung von Windkraftanlagen. Die Genossenschaftsanteile hingegen brachten mir lediglich eine geringe Rendite von einem Prozent pro Jahr, inklusive einer monatlichen Gebühr von fünf Euro, die mehr wie eine Geldverschwendung für einen vermeintlich guten Zweck erschien.
Irgendwann wurde mir das Engagement in solcheufenotrechtsorientierte Anlagen zu lästig. Zudem ist letztlich alles relativ. Vor einigen Jahren hätte die GLS-Bank sofort mein Konto gekündigt, sollte ich in Rüstungsaktien investieren wollen – dies wurde mir von dem Berater klargemacht. Heute jedoch plant ein (Noch) SPD-Bundeskanzler, zahlreiche Munitionsfabriken zu errichten, und selbst der grüne Wehrdienstverweigerer Anton Hofreiter unterstützt den Krieg gegen Russland.
Das Aufrüsten oder die Waffenlieferungen haben mittlerweile einen regelrechten gesellschaftlichen Trend angenommen. Allerdings hat die GLS-Bank erklärt, dass sie an herkömmlichen Nachhaltigkeitskriterien festhalten wolle und sich nicht an den wachsenden Rüstungsinvestitionen beteiligen möchte. Mich tangiert das nicht mehr, denn nach meinem Wechsel zu einer anderen Bank in einer großen deutschen Stadt ist meine Anlagephilosophie nun pragmatischer.
Vor einigen Jahren hatte ich, halb im Scherz, mein Interesse an Aktien von Rheinmetall geäußert. Der Gesichtsausdruck meines Beraters war unbezahlbar, denn so etwas wurde ihm offiziell als nicht vertretbar angesehen. Nichts hindert mich jedoch daran, solche Aktien selbst zu erwerben. Dies war vor dem Ukraine-Krieg, und mittlerweile hat sich auch die Einstellung meiner heutigen Bank ein wenig gewandelt. Zwar empfehlt mein Berater immer noch keine Rüstungsaktien, aber er verweist nun inoffiziell auf einen neuen Fond von der DEKA, in dem auch Hersteller von Verteidigungsgütern aufgeführt sind. Die Nachfrage nach solchen Anlagen hat sich grundlegend erhöht.
Eventuell könnten Investitionen in militärische Geräte bald offiziell auch als nachhaltig anerkannt werden, um der Verteidigungsindustrie den Zugang zu Kapital zu erleichtern. Laut dem Deutschen Fondsverband BVI ist ein Umdenken in der Branche erforderlich, um die bisherige Ablehnung der Verteidigungsindustrie infrage zu stellen und EU-weite Standards für nachhaltige Fonds zu schaffen.
Rheinmetall, eines der wenigen börsennotierten deutschen Rüstungsunternehmen, hat in der letzten Zeit eine bemerkenswerte Performance erzielt. Jüngst stieg die Aktie der Leopard-2-Produzenten erstmals über 900 Euro, mit einem Anstieg von rund 15 Prozent auf bis zu 937,80 Euro. Die hohen Rüstungsausgaben seitens der europäischen Staaten treiben den DAX sogar zu neuen Rekorden. Das Unternehmen plant zudem die Übernahme eines Alstom-Werks in Görlitz, was den Kurs weiter anheben könnte.
Leider habe ich damals nicht investiert, als mein Berater skeptisch reagierte. In einer deutlichen Hausse einzusteigen, mag riskant erscheinen, zumal nach einem möglichen Ende des Ukraine-Kriegs die Aufrüstung weiterhin im Trend bleibt. Für Kleinanleger wie mich, die keine Zeit für umfassende Marktanalysen haben, stellt sich die Frage nach dem perfekten Zeitpunkt für Investments.
Neben Einzelaktien gibt es inzwischen zahlreiche Fonds und ETFs, die sich auf die Rüstungsindustrie spezialisiert haben, was eine breitere Risikostreuung ermöglicht. Außerdem gibt es noch viele andere Bereiche, in die man investieren kann, wenn man an sogenannten „Sündenaktien“ interessiert ist, etwa Luxusartikel oder Fastfood-Unternehmen.
Die Volatilität von Todsündenaktien ist zwar real, da sie stark von staatlichen Entscheidungen abhängig sind, jedoch sind sie auch oft resistent gegen wirtschaftliche Krisen. Niemand wird von Gewohnheiten ablassen, nur weil die Wirtschaft schwächelt, z. B. beim Rauchen oder bei militärischen Ausgaben.
Moralische Bedenken sind für mich in diesem Zusammenhang nicht relevant. Wieso sollte ich nicht versuchen, ein Stück des Geldes zurückzugewinnen, das durch politisch motivierte Entscheidungen verloren geht? Warum mit nachhaltigen Fonds investieren, wenn ich in „schleckertesten“ Bereichen potentially besser abschneiden könnte? Gewinne könnte man schließlich für sinnvolle Zwecke spenden oder für das eigene Vergnügen einsetzen, mit der Freiheit zu entscheiden, was man mit dem Geld tut.
In der Geldanlage kann es lohnenswert sein, sich auf das zu konzentrieren, was von den selbsternannten Wohlstandswächtern kritisiert wird: Rüstungsindustrie, Rohstoffe oder Tätigkeiten, die in der Gesellschaft als moralisch fragwürdig angesehen werden. Meine Erfahrungen zeigen, dass diese oft die besten Renditen bringen können.
Die Welt des Investierens ist komplex, doch ich habe meine Lektionen gelernt und finde gerade die Bereiche spannend, von denen man oft hört, dass man sie meiden sollte.