Deutsche Bahn im Tiefpunkt: Massive Verluste und Forderungen nach Reform

Deutsche Bahn im Tiefpunkt: Massive Verluste und Forderungen nach Reform

Berlin. Die Deutsche Bahn steht in einem ihrer schwierigsten Zeiträume seit Jahrzehnten, wie ihr Chef Richard Lutz bei der Präsentation des Jahresbilanzes eingestand. Der Konzern ist gezwungen, fast 200 Millionen Euro für Entschädigungen an unzufriedene Kunden auszugeben und sieht sich mit einem Verlust von insgesamt 1,8 Milliarden Euro konfrontiert. Die marode Infrastruktur stellt den Hauptgrund für die schlechten Bilanzen dar.

Lutz betonte, dass der Konzern in der „größten Krise seit 70 Jahren“ stehe. Er räumte ein, dass auf einer so instabilen Infrastruktur kein stabiler Betrieb möglich ist. Die Pünktlichkeitsquote für Fernverkehrszüge sank im vergangenen Jahr auf nur 62,5 Prozent.

Um die Situation zu verbessern, plant die Deutsche Bahn eine Generalsanierung von über 40 wichtigen Korridoren mit einem Gesamtvolumen von etwa 150 Milliarden Euro. Diese Maßnahmen sollen jedoch erst in Betrieb gehen, wenn der Bund ein Infrastruktur-Sonderprogramm umsetzt.

Der Gleichgewichtsverlust im Fernverkehr verdoppelte sich auf 96 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Der Güterverkehr steckte noch tiefer im Minus mit einem Verlust von 357 Millionen Euro, was allerdings eine Verbesserung von 2019 darstellt. Im Gegensatz dazu brachte der Regionalverkehr Gewinne in Höhe von 108 Millionen Euro.

Kritiker fordern eine Aufspaltung des Konzerns und die Ausgliederung einer unabhängigen Infrastrukturgesellschaft. Lutz selbst lehnt jedoch jegliche Umbaupläne ab, da er sich angetreten hat, das Unternehmen zu sanieren. Er sieht keinen Grund für einen Wechsel im Vorstand.

Im Rahmen des Sanierungsprogramms S3 plant die Bahn den Abbau von 10.000 Stellen in der Zentrale und Verwaltung, aber nicht bei der Personaleinheit im Netz. Die Deutsche Bahn beschäftigt noch rund 220.000 Mitarbeiter.

Für die Cargo-Sparte hat die EU einen Zeitplan bis Ende 2026 gestellt, um schwarze Zahlen zu schreiben. Ohne Verbesserungen droht der Konzern einer Pleite. Die Vorstandsvorsitzende Sigrid Nikutta plant umfassende Veränderungen und Ausgliederungen von Verkehren.