Staatsanwalt im Drogenkorruptionsprozess: Angeklagt wegen Bestechung und Strafvereitelung

Hannover. Ein 39-jähriger Staatsanwalt aus Hannover, der selbst auf der Anklagebank sitzt, leugnet mutmaßliche Geschäftsbeziehungen mit internationalen Drogenkartellen. Der Prozess beginnt mit der Vorstellung der ersten Zeugen und der Einlassung des Angeklagten.

Der Staatsanwalt, ein ehemaliger Dezernent für Betäubungsstoffe im Justizministerium, wird verdächtigt, über Monate hinweg geheime Informationen aus Ermittlungen preisgegeben zu haben. Laut Ankläger sollen Drogenbosse dank seiner Warnhinweise mehrere Razzien und Strafverfolgungsschritte umgehen können.

Der Angeklagt leugnet die Vorwürfe und bezeichnet die Prozessakten als unvollständig. Er kritisiert außerdem, dass er aufgrund angeblicher Fluchtgefahr in Untersuchungshaft sitzt, obwohl er eine verheiratete Familie hat.

Die Ermittlungen gegen den Staatsanwalt begannen im Juni 2022 und führten zu Durchsuchungen seiner Dienststelle sowie seines Privathauses. Die Strafanzeige wurde zunächst eingestellt, bevor weitere Beweise die Anklage neu belebten.

Ein weiterer Angeklagter, ein 41-jähriger Boxtrainer, steht ebenfalls vor Gericht wegen Beihilfe zur Bestechung. Er soll als Mittelsmann bei der Übermittlung von Bestechungsgeldern im Umfang von bis zu 5.000 Euro pro Monat fungiert haben.

Die CDU sieht den Fall als einen Justizskandal und fordert mehr Transparenz in der Strafverfolgungsbehörde. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück übernahm das Ermittlungsverfahren im Dezember 2024 nach einer neuen Vorgabe des niedersächsischen Justizministeriums.