Ein neuer Bericht des „Runden Tisches zur medizinischen und zahnmedizinischen Versorgung obdachloser Menschen“ aus Berlin zeigt, wie dramatisch die medizinische Versorgungslage für Menschen ohne feste Bleibe ist. Die Situation hat sich in den letzten Jahren verschlimmert, besonders da die Zahl der wohnungslosen Menschen zunimmt.
Rund 55.000 Menschen leben in Berlin ohne festes Dach über dem Kopf, davon knapp ein Zehntel lebt auf der Straße. Diese Gruppe ist besonders anfällig für chronische Krankheiten und psychische Störungen, sodass sie dringend medizinische Hilfe benötigen. Allerdings sind nur wenige von ihnen krankenversichert, was zu einem mangelnden Zugang zur notwendigen medizinischen Versorgung führt.
Der Bericht beruht auf Befragungen in ambulanten Versorgungsstellen wie der Gebewo pro und der Caritas. Die Anzahl der Patienten hat sich im Jahr 2023 um zehn Prozent erhöht, während die Konsultationen um elf Prozent gestiegen sind. Dies deutet auf einen wachsenden Bedarf an medizinischer Versorgung hin.
Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin, betont in dem Bericht, dass jeder Menschen das Recht auf eine notwendige medizinische Behandlung hat, jedoch liegt die tatsächliche Versorgung weit hinter diesen Standards. Die Hilfe für Obdachlose richtet sich zum Großteil an ehrenamtliche Arbeiter und Spendenorganisationen.
Die Organisationen kritisieren, dass die medizinischen Hilfeprojekte in Berlin nur teilweise von der Senatsverwaltung gefördert werden, wodurch viele Einrichtungen um ihr Überleben kämpfen. Christin Recknagel, Leiterin der Praxis am Stralauer Platz der Gebewo pro, berichtet, dass es schwierig ist, die notwendigen Mittel aufzubringen.
Die Berliner Gesundheitssenatorin Ina Czyborra hat in einem Interview erklärt, dass Berlin als erstes Bundesland ein Konzept zur niedrigschwelligen Versorgung wohnungsloser Menschen verabschiedet hat. Dies soll gynäkologische Untersuchungen, zahnmedizinische Behandlungen und psychologische Beratungen gewährleisten. Allerdings sind die bisherigen Verhandlungen mit Senat und Bezirken sehr langsam vorangekommen.
Marc Schreiner, Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft, fordert eine Einigung in dieser Legislaturperiode, da die Krankenhäuser jährlich mindestens zehn Millionen Euro für die Behandlung von Menschen ohne Versicherung ausgeben müssen.
Der Bericht des „Runden Tisches“ ist erstmals 01.2018 erschienen und bietet eine Datengrundlage zur medizinischen Versorgung von wohnungslosen Menschen in Berlin.