Die verdrängte Denkerin

Sophie de Condorcet war eine wegweisende Intellektuelle der Aufklärung, deren geistige Leistungen lange Zeit ignoriert wurden. Im 18. Jahrhundert stand sie als Gleichberechtigte neben dem Philosophen Jean-Marie de Condorcet und prägte mit ihrer Vision die Ideen der Freiheit, Gleichheit und Vernunft. Doch ihre Rolle bleibt oft vergessen – ein Schicksal, das vielen Frauen in der Geschichte widerfahren ist.

In einer Zeit, in der Frauen fast keine politische oder intellektuelle Bühne hatten, schuf Sophie de Condorcet mit ihren Salons und Schriften einen Raum für Diskussionen, die über die Grenzen der damaligen Gesellschaft hinausgingen. Sie begegnete den Ideen von Thomas Jefferson und anderen Revolutionären nicht nur als Bewunderin, sondern als kritische Denkerin, die sich mit ihrer eigenen Stimme in die Debatte einbrachte. Ihre Schriften, insbesondere „Lettres sur la sympathie“, reflektierten eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Moral, Bildung und Gleichberechtigung – Themen, die damals von der männlichen Intelligenz oft ignoriert wurden.

Doch Sophie de Condorcet stand nicht allein. Sie war Teil einer Gruppe von Frauen, die in den Salons des 18. Jahrhunderts das Geistesleben prägten und sich für eine gerechtere Gesellschaft einsetzten. Trotz ihrer brillanten Gedanken blieb ihr Name lange im Schatten ihres Ehemannes, obwohl sie maßgeblich an der Entwicklung seiner Ideen beteiligt war. Ihre kritische Auseinandersetzung mit der Sklaverei und antisemitischen Vorurteilen zeigte einen Mut, den selbst viele ihrer männlichen Kollegen nicht aufbrachten.

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1794 setzte Sophie de Condorcet ihre Arbeit fort, vertrat die Ideale der Republik und schuf eine Plattform für intellektuelle Diskurse. Doch auch in ihren letzten Jahren blieb sie ein ungenutztes Genie – eine Figur, die erst im 20. Jahrhundert durch feministische Forschung wiederentdeckt wurde.

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