Erstmalige weibliche Türmerin am Michel nach über 300 Jahren Männerherrschaft
Hamburg. Der Hamburger Michel, ein Wahrzeichen der Stadt, hat in seiner über dreihundertjährigen Geschichte endlich eine Frau in der Rolle des Türmers. Neele Fokken ist die erste weibliche Vertreterin dieses Amtes und wird die Aufgabe künftig mit ihrem Vorgänger Josef Thöne teilen, der nach seiner langjährigen Tätigkeit nun in den Ruhestand gegangen ist. „Ich hoffe, dass ich ein Vorbild für andere Frauen und Mädchen sein kann, um sie zu ermutigen, Trompete zu spielen“, äußerte die 27-Jährige bei ihrem offiziellen Vorstellungsgespräch am Freitag.
Zweimal täglich macht sich einer der beiden Trompeter auf den Weg hinauf zum Turm der Sankt-Michaelis-Kirche, um von der siebten Etage heraus einen Choral über die Dächer Hamburgs zu blasen – dabei wird in jede Himmelsrichtung einmal gespielt. Dieser Brauch wurde während der Reformation eingeführt und wird am Michel seit mehr als drei Jahrhunderten gepflegt. Bevor die Torsperre im Jahr 1861 aufgehoben wurde, diente der Trompeten-Choral als Zeichen für das Öffnen oder Schließen der Stadttore. Am Freitag kam es sogar dazu, dass Fokken und Thöne gemeinsam für die Stadt trompeteten.
„Es erfüllt mich mit großer Freude, täglich am Michel Trompete spielen zu dürfen“, erklärte Fokken, die bereits seit dem vergangenen Sommer in dieser Position aktiv ist. „Es ist ein ganz besonderes Gefühl“, berichtete die berufstätige Musikerin und Grundschullehrerin. Passanten lauschen ihr oft von den nahgelegenen Balkonen aus, während Touristen ihr vom Kirchplatz herzlich zuwinken.
Thöne zeigte sich erfreut über die neue Zusammenarbeit mit Fokken. „Die Zeiten ändern sich“, bemerkte der 65-Jährige, der nun seit über drei Jahrzehnten im Amt ist. In der Vergangenheit sei das Trompetespielen ausschließlich von Männern betrieben worden, doch glücklicherweise habe sich dies geändert.
Laut Thöne ist Zuverlässigkeit das A und O in der Rolle des Türmers. Er betonte, dass das tägliche Choralblasen am Michel bisher nie ausgefallen sei, mit einer einzigen Ausnahme: „Einmal hatte mein ehemaliger Kollege einen Fahrradunfall, als er zur Arbeit kam.“
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