Wildkatzen in Brandenburg: Wieder zurück und gut integriert

Wildkatzen in Brandenburg: Wieder zurück und gut integriert

In Brandenburg kehren die Wildkatzen, unterstützt durch das Umweltministerium, zurück in die heimischen Wälder. Dies geschieht zugleich in einem Spannungsfeld zur neuen Haltung der Landesregierung gegenüber dem Wolf. Von Amelie Ernst berichtet.

Um Wildkatzen anzulocken, kommt eine interessante Methode zum Einsatz: Man nimmt Baldrian, präpariert einen Stock damit und steckt ihn in die Erde. Dieser einfache Trick bewirkt, dass sich die Katzen daran reiben, ihre Haare haften bleiben und so bestätigen, dass sie in der Nähe waren. Aktuell wird diese Technik beispielsweise im Naturschutzgebiet Heidehof-Golmberg im Landkreis Teltow-Fläming angewandt. In dieser Woche hat der neue Staatssekretär für Umwelt, Beyer, einen solchen Lockstock eingesetzt.

Ein weiteres Thema, das derzeit die Gemüter bewegt, ist der Umgang mit dem Wolf. Eine Diskussionsrunde zu diesem Thema, das sogenannte „Wolfshearing“, fand am Mittwochabend in Prenzlau statt, zu dem Landwirte, Jäger und Umweltschützer eingeladen wurden. Das Ergebnis dieser Gespräche ist ein Forderungskatalog, der an die Brandenburger Landesregierung gerichtet ist.

Die ersten Wildkatzen wurden bereits in den Regionen Hohen Fläming und Schorfheide gesichtet. Lange Zeit galten sie in Brandenburg als ausgestorben. Schätzungen über die genaue Anzahl der zurückgekehrten Wildkatzen gibt es momentan nicht. Doch genetische Untersuchungen haben sowohl männliche als auch weibliche Tiere nachgewiesen. „Das Monitoring zeigt, dass diese Tiere zurückkehren und sich ihre Bestände stabilisieren“, so Staatssekretär Beyer erfreut.

Carsten Preuß, der Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), äußert ebenfalls Freude über die Rückkehr der Wildkatze. Sein Verband führt maßgeblich das Monitoring durch und erhält finanzielle Unterstützung vom Land. Besonders positive Aspekte sind, dass Wildkatzen in der Regel wenig Konfliktpotential mit sich bringen, da sie vorrangig Mäuse und Vögel jagen. Die bisherigen Zahlen der Wildkatzen sind so gering, dass bisher keine Bedenken im Umgang mit ihnen aufgekommen sind.

Die Situation mit dem Wolf und dem Biber ist jedoch komplizierter. Preuß merkt an, dass sich die Haltung im Land zur Regelung dieser Bestände signifikant zu verändern scheint, was möglicherweise negative Auswirkungen nach sich ziehen könnte. Kürzlich wurden in der Uckermark Schafe vermutlich von Wölfen gerissen, was die Forderungen nach Maßnahmen steigert. Sollte der Wolf ins Jagdrecht integriert werden, könnten auch die Schäfer von den neuen Regelungen betroffen sein.

Die Statistik des Landesamtes für Umwelt verzeichnet für die letzten zwei Jahre 58 Wolfsrudel. Allerdings schwanken die Schätzungen über die Gesamtzahl der Wölfe. Während die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg von maximal 1.200 Tieren ausgeht, nennt Staatssekretär Beyer eine Zahl von über 2.000 Wölfen. Diese Zahlen untermauern die Notwendigkeit einer Regulierung, um eine Koexistenz der Wölfe mit den Anwohnern zu ermöglichen.

Im Koalitionsvertrag haben SPD und BSW festgelegt, ein Bestandsmanagement für Wölfe und Biber einzuführen. Ziel ist, die Wolfpopulation bis Mitte des Jahres ins Jagdrecht zu integrieren – ein deutliches Umdenken im Vergleich zur vorherigen grünen Führung des Umweltressorts.

Die Umweltstiftung WWF gibt in ihrem Jahresbericht an, dass über 46.000 Tier- und Pflanzenarten als bedroht gelten. Zu den Verlierern zählen tierische Arten wie der Igel, während bei anderen, wie den Seeadlern und Luchsen, eine bessere Entwicklung zu verzeichnen ist.

Andreas Meißner von der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg zeigt sich mit Blick auf die Pläne zur Bestandsregulation des Wolfes skeptisch. Viele Rudel leben auf geschützten Wildnisflächen, wo sie kaum Schäden verursachen. Laut Meißner entstehen Konflikte oft dort, wo menschliche und tierische Lebensräume zu nah beieinander liegen.

Ein weiteres Anliegen ist, dass weniger Wert auf die Bedeutung der Wildnisgebiete gelegt wird, seit die SPD das Umweltressort übernommen hat. Der Bund fordert zwei Prozent Wildnisgebiete, während Brandenburg lediglich 0,7 Prozent erreicht hat. Laut Koalitionsvertrag sollen Naturschutz und regionale Entwicklung künftig miteinander verknüpft werden, was jedoch noch unklar bleibt.

Umweltverbände sind besorgt, dass der Artenschutz vor allem dann realisiert wird, wenn er die wirtschaftlichen Interessen nicht beeinträchtigt oder die Landwirtschaft davon profitieren kann. Im Fall der Wildkatze zeichnet sich jedoch bisher keine Änderung ab, sodass sich deren Population ruhig weiterentwickeln kann.

Diese Berichterstattung stammt von rbb24 Inforadio, 19. Februar 2025, 12:45 Uhr.
Beitrag von Amelie Ernst.

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