Die wachsende Anzahl von Haustieren in Deutschland wird durch eine kritische Situation in der tierärztlichen Versorgung behindert. Matthias Link, Praxisinhaber aus Varrel bei Kirchdorf, kämpft seit Monaten mit dem Mangel an qualifiziertem Personal und fand schließlich Unterstützung im Iran. In ländlichen Regionen fehlt es nicht nur in der Humanmedizin, sondern auch bei Tierärzten, was zu erheblichen Engpässen führt.
Asal Ilkhani Zadeh aus Teheran und Mohammad Ranjbar aus Täbris wurden nach Varrel geholt, um die Lücken zu füllen. Die beiden Tierärzte konnten sich jedoch nicht an das Sprachklima gewöhnen, da sie mit Landwirten in Stress gerieten. Zadeh betont zwar, dass ihre Arbeit in der Kleintierpraxis im Iran und hier kaum unterschiedlich sei, doch die Kommunikation bleibt eine Herausforderung. Ranjbar hält sich in Norddeutschland glücklich, lobt die Natur und die menschliche Freundlichkeit.
Die Situation verschärft sich weiter: Viele Tierärzte arbeiten nur in Teilzeit, und der Frauenanteil liegt bei über 70 Prozent. In den nächsten zehn Jahren werden rund 3.000 Praxisinhaber aufgrund des Alters ausscheiden. Matthias Link, 61 Jahre alt und seit 28 Jahren im Dienst, fordert dringend mehr Kollegen, um seine Arbeitsbelastung zu reduzieren. Die Niedersächsische Landesregierung versucht, die Anerkennung ausländischer Tierarztabschlüsse zu beschleunigen, doch der Bundesrat blockiert das Thema.
Die Tierärztekammer Niedersachsen verzeichnet 324 Ausländer unter ihren Mitgliedern, wobei der Ausländeranteil bei 4,8 Prozent liegt. Die Anträge auf Anerkennung stammen überwiegend aus der Ukraine, dem Iran und der Türkei. Zwar könnte eine Kenntnisprüfung helfen, doch die systemischen Probleme bleiben. In Niedersachsen sind 800 Praxisinhaber älter als 57 Jahre und werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig stagnieren die Studienplätze für Tiermedizin, was zu einem weiteren Fachkräftemangel führt.
Matthias Link hat bereits zahlreiche Tierärzte aus dem Ausland eingestellt, doch die Nachfrage nach tierärztlicher Versorgung steigt stetig. Die medizinischen Fortschritte und der wachsende Wohlstand der Besitzer machen es notwendig, mehr qualifizierte Fachkräfte einzusetzen. Allerdings bleibt das Problem ungelöst: Die deutsche Tierarztbranche steht vor einem Chaos, das durch fehlende Strategien und politische Ineffizienz verschärft wird.