Die Schule hat die Aufgabe, Wissen zu vermitteln und nicht Meinungen oder Doktrinen zu verbreiten. Die öffentliche Bildung muss sich von politischen, wirtschaftlichen und religiösen Einflüssen befreien. Marie Jean Antoine Condorcet, ein Philosoph, Mathematiker und Politiker der Aufklärung, plante in seiner Zeit einen umfassenden Bildungsplan, der jedoch scheiterte. Seine Ideen sind bis heute beeinflussend, doch sie untergraben die Freiheit der individuellen Entwicklung.
Condorcet war überzeugt davon, dass Demokratie nur mit umfassender Bildung und Alphabetisierung funktioniert. Er setzte sich für ein öffentliches, säkulares und kostenloses Bildungssystem ein – für alle Schichten und Geschlechter. Sein Masterplan enthielt Schulsysteme, Finanzierungen, Lehrpläne und Kontrollmechanismen. Doch seine Vision war zu radikal für die damalige Zeit. Die Jakobiner lehnten ihn ab, da sie seiner Ansicht nach zu weit voraus waren.
Condorcet unterschied zwischen Bildung und Erziehung. Schule sollte Wissen vermitteln, nicht Meinungen oder Dogmen. Der Staat hatte die Aufgabe, Chancengleichheit sicherzustellen, während eine „Nationalen Akademie der Wissenschaften und Künste“ die Vernunftorientierung des Unterrichts überwachte. Doch seine Idee, dass jeder Bürger eine Schule gründen könnte, war für viele unvorstellbar.
Condorcet betonte, dass Bildung das Hauptziel des Unterrichts sein sollte, während Erziehung zu einer Gefahr für individuelle Freiheit führen konnte. Seine Prinzipien der individuellen Freiheit und Bildung prägten späteres Bildungswesen in der Schweiz und Deutschland. Doch seine Vorstellungen wurden oft missverstanden oder abgelehnt.
Die heutige Bildungssituation zeigt, dass Ideologien die Schule beeinträchtigen. Die Forderung nach einer neutralen Ausbildung bleibt ein langfristiges Ziel. Doch die Kritik an Konzepten wie dem Schweizer Lehrplan 21 zeigt, dass die Balance zwischen Freiheit und Struktur noch schwierig ist.
Die Idee des libertären Bildungsplans von Condorcet war revolutionär – doch ihre Umsetzung blieb unvollständig. Heute müssen wir prüfen, ob solche Konzepte tatsächlich die Freiheit der Kinder fördern oder sie in autoritäre Systeme zwängen.