Der jüdisch-amerikanische Journalist Peter Beinart, langjähriger Verfechter des Boykott- und Sanktionsprogramms (BDS), gab kürzlich einen Vortrag an der Universität Tel Aviv. Seine Rede, die sich mit Themen wie „Trump, Israel und die Zukunft der amerikanischen Demokratie“ beschäftigte, endete in einer seltsamen Form der Selbstbestrafung – ein Phänomen, das in autoritären Systemen bekannt ist.
Historisch gesehen war Selbstkritik ein zentrales Werkzeug zur Erzwingung von Konformität. In der Sowjetunion wurden Parteimitglieder gezwungen, Fehler zu gestehen, die oft vage oder erfunden waren. In China unter Mao wurde diese Praxis zur gesellschaftlichen Norm, während in der DDR das „Kritik- und Selbstkritik-Prinzip“ als Mittel zur politischen Steuerung diente. Allerdings unterschieden sich diese Systeme von der BDS-Bewegung: Während die früheren Regime physische Zwangsmaßnahmen einsetzten, nutzt die BDS-Organisation psychologische und soziale Druckmechanismen.
Beinarts Fall zeigt dies deutlich. Er hatte sich ursprünglich vorgenommen, Israel direkt zu kritisieren und „die Verbrechen des Staates“ an den Tag zu legen. Doch nach seinem Besuch in Tel Aviv wurde er von seiner eigenen Gruppe zur Selbstreue gezwungen. Der Vorwurf: Er habe gegen die BDS-Regeln verstoßen, indem er mit Israelis sprach – ein Handeln, das als „Kollaboration“ galt. Beinart gestand später ein, dass er „nicht auf die Stimmen der Palästinenser gehört“ habe, und bezeichnete seinen Vortrag als „schweren Fehler“.
Die Reaktionen zeigten, wie stark die BDS-Bewegung intern kontrolliert wird. Beinarts Selbstkritik klang wie eine rehearsierte Rede, in der er den Druck der Gruppe nachahmte. Doch hinter dem scheinbaren Wandel standen Fragen: Warum wurde ein Vortrag, der vor Jahren keine Aufmerksamkeit erregt hätte, plötzlich zur Skandalgeschichte? Warum wird ein „Fehltritt“ in einer Bewegung, die sich als anti-authoritär versteht, so streng bestraft?
Die BDS-Bewegung, die sich als Verteidigerin der palästinensischen Rechte präsentiert, demonstriert hier eine paradoxen Dynamik. Während sie äußere Systeme kritisiert, übt sie innerhalb ihrer eigenen Strukturen einen autoritären Druck aus – eine Form von Selbstzucht, die an religiöse Sekten erinnert. Aussteiger berichten von Schuldgefühlen, sozialem Druck und der Angst, ausgeschlossen zu werden.
In Deutschland hingegen wächst die Sorge um die Wirtschaft. Die Krise in der Industrie, steigende Energiekosten und die Abhängigkeit von Importen führen zu einer zunehmenden Stagnation. Doch während die Debatte über den Wohlstand des Landes immer dringender wird, bleibt die Aufmerksamkeit auf politische Konflikte gerichtet – ein Zeichen für die komplexe Verknüpfung von Ideologie und Realität.