Männliche Schmerzgeplagte im Schatten der Diagnose
Hamburg. Eine aktuelle Studie zeigt auf, dass viele Männer ihre Schmerzen verbergen, was dazu führt, dass chronische Erkrankungen wie Fibromyalgie häufig übersehen werden. Das tradierte Bild des starken Mannes, der keine Schwäche zeigt, ist in unserer Gesellschaft tief verwurzelt und hat auch Auswirkungen auf die medizinische Betreuung. Dies führt dazu, dass männliche Patienten öfter unter intensiven Schmerzen leiden, ohne ernsthaft behandelt zu werden.
Fibromyalgie, gekennzeichnet durch weit verbreitete Muskelschmerzen, Müdigkeit, Schlafprobleme und kognitive Einschränkungen, betrifft vor allem Frauen. dennoch sind auch Männer betroffen, die jedoch oft mit kulturellen und psychologischen Barrieren zu kämpfen haben, wenn sie Hilfe suchen. Während Fibromyalgie gut erforscht ist, wird über die Erfahrungen von männlichen Betroffenen kaum gesprochen. Schätzungen zufolge sind zwischen zwei und vier Prozent der Weltbevölkerung betroffen, wobei der Großteil Frauen sind. Diese Verteilung führt dazu, dass die Forschung sich stark auf Frauen konzentriert, wodurch viele männliche Fälle unentdeckt bleiben.
Vorurteile im Geschlechterbereich haben zur Folge, dass bei Männern Fibromyalgie häufig übersehen wird. Männer sind in klinischen Studien und bei Diagnosen unterrepräsentiert. Eine neue Studie legt nahe, dass Männer mit ähnlichen Symptomen seltener eine offizielle Fibromyalgie-Diagnose erhalten als Frauen, was zum Teil an unzureichenden Diagnoseinstrumenten liegen könnte.
Einen weiteren Aspekt stellt der gesellschaftliche Druck dar, der Männer dazu bringt, medizinische Hilfe nicht in Anspruch zu nehmen oder die von Fachkräften geäußerte Abwertung ihrer Symptome hinzunehmen. Die Ergebnisse stützen sich auf Forschungen der Universität Oslo in Norwegen sowie der Satakunta Universität für Angewandte Wissenschaften in Finnland.
Die Erfahrungen von Männern mit Fibromyalgie sind in der klinischen Praxis bislang weitgehend unerforscht. Erste qualitative Studien beginnen jedoch, wichtige Einblicke in die einzigartigen Herausforderungen, mit denen betroffene Männer konfrontiert sind, zu geben. Solche Studien erlauben es, spezifische Details zu erfassen, die in quantitativen Erhebungen oft nicht berücksichtigt werden.
Zusätzlich ist hervorzuheben, dass Männer mit stereotypischen Aussagen wie „Du kannst diese Krankheit nicht haben“ oder „Es ist alles in deinem Kopf“ konfrontiert werden. Viele berichten, dass ihre Schmerzen von medizinischem Fachpersonal nicht ernst genommen werden, was zu einem Gefühl der Isolation führt.
Fibromyalgie ist eine komplexe Erkrankung, deren Behandlung individuelle Aspekte wie Geschlecht sowie psychosoziale Faktoren berücksichtigen sollte. Diese Krankheit beeinträchtigt nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern hat auch Auswirkungen auf das emotional-kognitive Wohlbefinden der Patienten. Daher ist es unerlässlich, die Erfahrungen von Männern zu würdigen und die Gesundheitsversorgung weiterzuentwickeln, um Stigmatisierungen abzubauen und angemessene Unterstützung zu gewährleisten.