Österreichische Geschwister fühlen sich in Deutschland beim ESC zu Hause
Berlin. Das Geschwisterpaar „Abor & Tynna“ hat sich im Vorentscheid des Eurovision Song Contests (ESC) durchgesetzt und wird Deutschland in Basel vertreten. Ihr Beitrag kommt überraschenderweise aus Österreich – was wirft einige Fragen auf.
Die beiden talentierten Geschwister, Attila und Tünde Bornemisza, sind Teil einer musikalischen Familie und bringen frischen Wind in die Wettbewerbsszene. Mit ihrem ansteckenden deutschsprachigen Song „Baller“ triumphierten sie am Samstagabend in der ARD-Show „Chefsache ESC“. Der Entertainer Stefan Raab, der für die Organisation des Vorentscheids verantwortlich war, zeigte sich zuversichtlich: „Wenn man auf ESC-Songs wetten könnte, würde ich mein gesamtes Geld auf diesen Song setzen.“ Aber wer sind die Geschwister, die Deutschland beim Wettbewerb vertreten werden?
„Abor & Tynna“ stammen aus Österreich und wurden in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Ihr Vater, Csaba Bornemisza, ist Cellist bei den Wiener Philharmonikern seit 1993. Bereits in ihrer Kindheit wurden die beiden musikalisch gefördert und spielten Cello und Querflöte, wie sie in einem Interview mit der ARD erzählten.
Ihr aktueller musikalischer Weg ist jedoch ausgefallen und mischt verschiedene Genres. Ihr selbstgeschriebener Beitrag „Baller“ kombiniert Elemente aus Pop, Elektro und Hip-Hop und spricht die Hörerschaft der Generation Z an. Raab bemerkte während des Vorentscheids, dass es sich um „den jüngsten Song“ im Wettbewerb handelt. Tynna wurde von Raab mit einer „jungen weiblichen Udo Lindenberg“ verglichen, was sie als Kompliment ansah. Das Geschwisterpaar bringt auch klassische Einflüsse mit, da Abor Tynnas Gesang am Cello begleitet, welches sie am Ende ihrer Darbietung zerbricht – eine kreative Idee von Raab.
Ihr erster gemeinsamer Song erschien 2016, und 2024 waren sie als Supportact für die deutsche Sängerin Nina Chuba unterwegs. Diese Auftritte halfen ihnen, eine treue Fangemeinde zu gewinnen. In einem Gespräch mit der Plattform „Bleistiftrocker“ erklärten die Geschwister, dass sie von ihren Fans auf den deutschen Vorentscheid aufmerksam gemacht wurden und sich daraufhin erfolgreich beworben haben.
Ein zentraler Aspekt der ESC-Regeln ermöglicht es Künstlern, unabhängig von ihrer Herkunft für ein Land anzutreten. Diese Regelung lässt Raum für interessante Konstellationen. So trat beispielsweise die kanadische Sängerin Céline Dion 1988 für die Schweiz an und gewann den Wettbewerb. Die Bedingungen für die Teilnahme sind relativ offen: das Mindestalter beträgt 16 Jahre, und jeder Sänger oder jede Sängerin darf nur für ein Land antreten. Lediglich sechs Personen sind auf der Bühne erlaubt.
Es stellt sich jedoch die Frage, warum „Abor & Tynna“ sich für Deutschland entschieden haben, obwohl sie auch für Österreich antreten könnten. Abor äußerte, dass sie die Ausschreibung für Österreich verpasst hatten. „Vor zwei Jahren wurden wir bereits angefragt, für Österreich zu singen, aber damals waren wir noch nicht bereit“, erklärte er. Jetzt hingegen sehen sie die Möglichkeit, durch Raabs Unterstützung eine große Plattform nutzen zu können, weshalb sie den Schritt wagen.
Besonders bemerkenswert ist, dass das Duo auf Deutsch auftreten wird – eine Seltenheit unter den deutschen ESC-Teilnehmern. In den letzten Jahren haben die meisten Künstler auf Englisch gesungen. Der letzte auf Deutsch gesungene Beitrag stammt von Roger Cicero im Jahr 2007. Lange Zeit war England erstrecht der alleinige Bühne spezifischer Sprachen und der AIS Ausdruck. Ursprünglich hatten „Abor & Tynna“ einen englischen Song eingeplant, zogen dann aber den Titel „Baller“ in deutscher Sprache vor.
In den letzten Jahren schnitt Deutschland beim ESC schlecht ab und landete oft auf den letzten Plätzen. Nur einige wenige konnten sich in der Wertung behaupten. Ob „Abor & Tynna“ das internationale Publikum in Basel begeistern können, bleibt abzuwarten. Am 17. Mai wird das finale Ergebnis des 69. Eurovision Song Contests in der Schweiz bekanntgegeben.