Erdogan-Gegner Imamoglu muss in Untersuchungshaft

Erdogan-Gegner Imamoglu muss in Untersuchungshaft

Ein türkischer Richter hat den istanbulischen Bürgermeister Ekrem Imamoglu, einen wichtigen Kontrahenten des Staatschefs Recep Tayyip Erdogan, ins Gefängnis verordnet. Die Anklage lautet auf Korruption und Terrorvorwürfe.

Am Mittwoch wurde Imamoglu zusammen mit mehr als hundert weiteren Personen festgenommen, nur wenige Tage vor seiner geplanten Nominierung als Präsidentschaftskandidat der größten oppositionellen Partei CHP. In zwei Ermittlungsverfahren werden gegen 106 Menschen ermittelt, darunter Imamoglus Berater und weitere wichtige Personen.

Imamoglu weist die Vorwürfe vehement zurück und kritisiert den politischen Hintergrund der Maßnahmen. Oppositionelle und Beobachter sehen in seiner Festnahme einen Versuch, einen schweren politischen Konkurrenten auszuschalten. Proteste gegen seine Inhaftierung haben in Istanbul zu Tausenden von Demonstranten geführt.

Imamoglus Sieg im Mai 2019 bei den Stadtwahlern in Istanbul gilt als eine schwere Niederlage für Erdogans AKP-Partei. Die Stadt ist die bevölkerungsreichste Metropole des Landes und besitzt sowohl politisch als auch wirtschaftlich große Bedeutung.

Hintergrund der Ermittlungen sind laut staatlicher Nachrichtenagentur Anadolu eine Kooperation zwischen CHP und der prokurdischen Demokratischen Partei (DP) bei Kommunalwahlen sowie deren angebliche Unterstützung durch die verbotene PKK. Die oppositionelle Partei will jedoch trotzdem an Imamoglus offizieller Kandidatur festhalten.

Die geplante Abstimmung unter den Mitgliedern der CHP zur endgültigen Bestätigung von Imamoglu als Präsidentschaftskandidat findet am Freitag statt, obwohl die Ermittlungen seine künftige politische Zukunft in Frage stellen könnten. Die nächste reguläre Präsidentenwahl soll 2028 stattfinden.