Debatte um Wehrpflicht: Experten sehen keine schnelle Lösung
In einem Gespräch auf dem Sender „Miosga“ sind Experten und Jugendliche über die Notwendigkeit einer Wehrpflicht debattiert. Die Meinungen der Schülerinnen und Schüler einer evangelischen Schule in Berlin-Köpenick sind eindeutig: 83 Prozent sind gegen eine eingeführte Wehrpflicht, da sie diese als „kriegsverherrlichend“ ansehen. Gleichzeitig stimmen alle befragten Schüler zu, dass Frauen mit einbezogen werden sollten und jeder Menschen gefragt werden sollte, ob er freiwillig Dienst leisten will.
Die Diskussion bringt auch die aktuelle Unsicherheit in der Bevölkerung hinsichtlich einer möglichen Bedrohung auf. Zeit-Journalist Hauke Friedrichs betont jedoch, dass die Bundeswehr heute weniger attraktiv ist und zahlreiche Probleme hat, wie das Fehlen von Munition und effektiven Rüstungsprogrammen. Ehemaliger Bundesaußenminister Joschka Fischer sieht den Konflikt anders: Er argumentiert, dass sich auch er aus Gründen der nationalen Sicherheit im Fall einer Bedrohung durch Putin für eine Wehrpflicht einsetzen würde.
Die Expertin Jana Puglierin schlägt stattdessen ein gesamtgesellschaftliches Pflichtjahr vor, das nicht nur militärischen Diensten gewidmet sein sollte. Sie unterstreicht die Notwendigkeit einer gründlicheren Überlegung zur nationalen Sicherheit und zur Vorbereitung auf Krisensituationen.
Hinzu kommt ein Mangel an aktiven Soldaten: Mit 182.857 aktiven Soldatinnen und Soldaten sowie rund 900.000 Reservisten reichen die Kräfte nicht aus, um das Land im Falle eines Angriffs wie in der Ukraine verteidigen zu können.
Zusammenfassend sehen Experten die Einführung einer Wehrpflicht als ein langfristiges und komplexes Projekt an, da sie den aktuellen Problemen der Bundeswehr keine schnelle Lösung bieten kann. Hauke Friedrichs fasst es zusammen: „Die Wehrpflicht ist eine Scheindebatte.“