Scheidungen in Deutschland: Dauer und Herausforderungen von Ehen

Scheidungen in Deutschland: Dauer und Herausforderungen von Ehen

In Hamburg wird oft die Frage aufgeworfen, wann die meisten Ehen enden und was die häufigsten Gründe für diese Trennungen sind. Ein Blick auf die neuesten Statistiken bietet wichtige Einblicke. Viele Paare träumen von einer Ehe, die ein Leben lang hält. Doch die Realität sieht häufig anders aus. Laut dem Statistischen Bundesamt ließen sich im Jahr 2022 etwa 137.353 Paare in Deutschland scheiden, was bedeutet, dass bei rund jeder dritten Ehe die Vorstellung von ewiger Liebe nicht umgesetzt wird.

Die Statistiken zeigen, dass deutsche Ehen in der Regel nach fünf bis sieben Jahren enden, noch bevor das oft prophezeite verflixte siebte Jahr erreicht wird. Rund 14.800 Paare beenden ihre Beziehung sogar bereits in den ersten fünf Jahren. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland jedoch recht gut ab: Im Durchschnitt hielten Ehen hierzulande 15,1 Jahre, während in den USA die meisten Ehen nach etwa acht Jahren geschieden werden. Interessanterweise hat sich die durchschnittliche Ehedauer in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten erhöht, von früheren 12,9 Jahren im Jahr 2000.

Durchschnittswerte können jedoch stark von Ausreißern beeinflusst werden. Ein Zeitraum mit vielen Ehen, die im ersten Jahr gescheitert sind, kann den Gesamtwert entsprechend drücken. Daher erklärt es sich, warum die durchschnittliche Ehedauer in Deutschland 15 Jahre beträgt, auch wenn viele Paare sich tatsächlich nach fünf bis zehn Jahren trennen. Nach dem kritischen siebten Jahr bleibt das Risiko bestehen, dass Ehen scheitern, da rund 22.000 Paare auch nach 26 Jahren noch eine Scheidung in Erwägung ziehen.

Die statistischen Erhebungen zeigen einen klaren Trend zum Scheitern von Ehen im gleichen Zeitrahmen, doch sind die Ursachen für diese Trennungen immer identisch? Forscher aus den USA vermuten, dass in den ersten Ehejahren ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität vorherrscht, bevor sich Unzufriedenheit breitmachen kann. Laut Robert Taibbi, einem klinischen Sozialarbeiter und Psychotherapeuten, entwickelt sich in vielen Partnerschaften ein Muster: was zunächst aufregend war, wird mit der Zeit zur gewohnten Routine. Kinder, Karriere und Haushalt führen dazu, dass viele Paare das Gefühl haben, mehr in ihrem Leben zu benötigen. Oft bleibt die Frage, wie man aus der Routine ausbrechen kann, unbeantwortet, was für viele dazu führt, dass sie die Scheidung als einfachsten Ausweg ansehen. Taibbi bemerkt dazu, dass viele nach einigen Jahren erneut heiraten und das gleiche Muster durchleben.

Seit 1977 sind Paare in Deutschland nicht mehr gezwungen, einen bestimmten Grund für ihre Scheidung anzugeben, sodass die meisten statistischen Daten auf subjektiven Einschätzungen beruhen. Daher bleibt es schwierig, den genauen Grund für die Scheidungen in Deutschland zu identifizieren.

Eine Analyse des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung von 1991 bis 2020 zeigt, dass ältere Menschen über 45 Jahren seltener geschieden werden. Dies könnte daran liegen, dass jüngere Menschen oft unentschlossen sind oder dass ältere Paare aus finanzieller Abhängigkeit zusammenbleiben. Gerade bei berufstätigen Frauen spielt die finanzielle Situation eine bedeutende Rolle: Studien belegen, dass sie häufiger eine Scheidung einreichen.

Trotz der anhaltenden Trennungen und der oft unerfüllten Hoffnung auf ewige Liebe, ist die Scheidungsrate in den letzten Jahren gesunken. Vor zwei Jahrzehnten lag diese noch über 50 Prozent und sank 2022 auf etwa 35 Prozent. Der Grund könnte sein, dass viele Paare heutzutage vor der Hochzeit zusammenleben und sich mehr Zeit für den Schritt in die Ehe lassen.

Ein wichtiger Aspekt, der in dieser Debatte nicht übersehen werden sollte, sind die Kinder. Laut dem Statistischen Bundesamt hatten mehr als die Hälfte der geschiedenen Paare im Jahr 2022 minderjährige Kinder. Diese Kinder tragen oft die emotionalen Folgen der Scheidung. Positiv ist allerdings zu verzeichnen, dass die Zahl der betroffenen Kinder von Jahr zu Jahr abnimmt.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel, der ursprünglich bei der Berliner Morgenpost veröffentlicht wurde.

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