Berlin. Für den SPD-Chef Lars Klingbeil hat die Kanzlerkandidatur begonnen. Nach der überraschenden und erniedrigenden Niederlage bei den Wahlen, in denen seine Partei nur 16,4 Prozent der Stimmen erhielt, versucht Klingbeil nun, sich durch eine Neuaufstellung seiner Partei einen Weg ins Kanzleramt zu bahnen. Er hat sein Team für die Regierung nach eigenen Vorstellungen zusammengestellt und dabei auf einige traditionsgeprägte Posten verzichtet.
Klingbeils Entscheidung, Hubertus Heil, den langjährigen und respektierten Arbeitsminister, nicht in das neue Kabinett aufzunehmen, sowie die Ausgrenzung seiner Ko-Parteivorsitzenden Saskia Esken aus der Regierung, zeigt deutlich seine Intention, eine vollständige Kontrolle über SPD und Bundesregierung zu erlangen. Sein Plan umfasst einen Generationswechsel innerhalb des Parteiapparats und setzt auf neue Gesichter sowie enge Vertraute.
Klingbeil hat die Unterstützung der einflussreichen sozialdemokratischen Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten erhalten, was ihm eine Machtfülle in Regierung, Fraktion und Parteizentrale ermöglicht. Die SPD hält Klingbeil nun für ihre letzte Hoffnung, um das Überleben als Volkspartei zu sichern.
Sollte Klingbeils strategischer Schachzug scheitern, droht nicht nur seine eigene Karriere in Gefahr, sondern die gesamte Existenz der Sozialdemokraten könnte bedroht sein. Mit dieser wagemutigen Initiative setzt Lars Klingbeil alles auf eine Karte – und diese Karte lautet: er selbst.