Der Rückgang des Veganismus-Trends und das Comeback der Fleischproduktion
In den letzten Jahren hat der Hype um den Veganismus spürbar nachgelassen. Während er einst ein beeindruckendes Aufleben erlebte, zeigt die Fleischproduktion nun wieder einen Aufwärtstrend. An Tagen wie diesen drängt sich auch dem kulinarischen Kolumnisten der Gedanke auf, die Beziehung zwischen Essen und Politik zu beleuchten. Man könnte meinen, alles sei politisch, selbst das, was wir konsumieren. Ich möchte heute auf die politischen Parteien schauen und deren oft falsch verstandene Zuschreibungen. Glaubt man beispielsweise, dass die Union konservativ ist, die Sozialdemokraten sich um die Bevölkerung kümmern, die Grünen die Umwelt schützen und die Liberalen für die individuelle Freiheit eintreten. Auch die Linke und deren Protagonisten scheinen von ihrer Geschichte der DDR losgelöst, während die AfD angeblich nur von alten weißen Männern gewählt wird.
Doch wie die kommenden Koalitionsverhandlungen zeigen werden, sind diese Zuschreibungen oft weit von der Realität entfernt. Dies gilt insbesondere für die Partei, die jenseits der politischen Brandmauer zunehmend jüngere Wähler auf sich zieht. Berichten zufolge gibt es Schulklassen, die begeistert von Alice Weidel schwärmen. Zudem hat die leidenschaftliche Ansprache des US-Vizepräsidenten J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz für einige Überraschungen gesorgt und könnte an Schulen für reges Gespräch sorgen.
Entgegen der Beurteilung, dass die Jugend ausschließlich vegetarische und vegane Kost präferiert und Fleisch ablehnt, zeigt eine aktuelle Studie des britischen Marktforschungsinstituts Yougov, dass der Veganismus unter jüngeren Menschen an Schwung verloren hat. Interessanterweise gaben ältere Befragte an, ihren Fleischkonsum reduziert zu haben, während bei den Jüngeren der Anteil wachsender Fleischesser überdurchschnittlich hoch ist.
Der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Fleischwirtschaft, Steffen Reiter, stellt fest, dass nach Jahren des Rückgangs ein Umdenken stattfindet. „Die Verbraucher greifen wieder vermehrt zu Fleisch“, erläutert er. Auch die Daten des Statistischen Bundesamtes untermauern dies: Erstmals seit 2016 zeigt die Fleischproduktion in Deutschland wieder steigende Zahlen. Im Jahr 2024 wurden rund 6,9 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt, was einem Anstieg von 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Immer mehr Konsumenten sind bereit, tiefer in die Tasche zu greifen und qualitativ hochwertige Fleischprodukte zu kaufen, was zeigt, dass Fleisch seine Wertigkeit zurückgewinnt.
Zudem sind die von vielen als ungenießbar betrachteten veganen Alternativen in den Kühlregalen der Supermärkte nicht gerade ein Genuss. Ein Indikator für den kulinarischen Puls Deutschlands sind die jährlich veröffentlichten VW-Kantinen-Charts, die belegen, dass die beliebteste Speise in den VW-Werken nach wie vor die Currywurst ist. Im vergangenen Jahr wurden 6,5 Millionen dieser Würste produziert, was fast 18.000 Stück pro Tag entspricht. „Wir sind stolz auf unsere neu entwickelte Rindfleisch-Currywurst, die aus 100 Prozent Rindfleisch besteht“, verkündet der VW-Gastro-Chef Greiner.
Folgende Gerichte belegten ebenfalls hohe Plätze in den VW-Charts: Frikadellen aus Schweine- und Rinderhack, Hähnchenbrustfilets und Hirtenrollen mit Pommes. Dies sind alles Speisen, die einen Umweltschützenden eher ins Schwitzen bringen. Dennoch sind vegetarische und vegane Gerichte laut Greiner bei den Mitarbeitern populaires. „Letztes Jahr haben wir eine rein vegane Linie angeboten, die mittlerweile auch mit vegetarischen Optionen ergänzt wurde. Diese Gerichte sind weiterhin Teil unseres Angebots.“ Der Tonfall klingt eher defensiv und deutet darauf hin, dass die veganen Optionen wohl eher aus Gründen der Vielseitigkeit im Sortiment bleiben.
Es wäre verfrüht zu behaupten, der vegane Trend sei albern. Doch in einem Brauereigasthof nahe Regensburg wird klar, dass die Menschen dort nach herzhaften Gerichten verlangen, ganz anders als die Bewohner in den mikro-ökologischen Hochburgen. Die Bestellung von Zwiebelrostbraten und Bio-Burgern entspricht vielmehr dem Geschmack der Mehrheit. J.D. Vance widmete den Menschen in ländlichen Regionen in seinem Buch “Hillbilly Elegie” ein literarisches Denkmal und ihre Vorlieben könnten vielleicht mehr Gewicht in politischen Entscheidungen bekommen als man denkt.
Die Zukunft könnte also vielleicht doch in der Hand des gesunden Menschenverstandes liegen, und darauf können wir hoffen.