Ein neuer Hoffnungsträger: Forscher entdecken große Potenziale für weißen Wasserstoff
In Berlin wird die Möglichkeit, weißen Wasserstoff als vielversprechende Energiequelle zu nutzen, immer greifbarer. Eine aktuelle Studie legt nahe, dass in Bergregionen erhebliche unterirdische Vorkommen dieses Wasserstoffs verborgen sind. Frühere Berechnungen haben bereits auf das Potenzial von rund 6,2 Billionen Tonnen Wasserstoff im Untergrund hingewiesen. Selbst ein kleiner Anteil dieser enormen Menge könnte genügen, um den weltweiten Energiebedarf für etwa zwei Jahrhundert zu decken und somit eine Abkehr von fossilen Brennstoffen zu ermöglichen.
Die neue Forschung, die in der Fachzeitschrift Sciences Advances veröffentlicht wurde, identifiziert mehrere vielversprechende Regionen für die Gewinnung von weißem Wasserstoff. Sollten diese Reserven tatsächlich erschlossen werden, könnte das geförderte Gas einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende leisten und die Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels unterstützen.
Wasserstoff ist seit langem bekannt für seine umweltfreundlichen Eigenschaften. Bei seiner Verbrennung entsteht lediglich Wasser, was ihn besonders für energieintensive Industrien wie die Luftfahrt und die Stahlproduktion attraktiv macht. Zur Klassifizierung wird Wasserstoff häufig farblich eingeordnet.
Bislang wird der Großteil des Wasserstoffs jedoch aus fossilen Brennstoffen gewonnen, wodurch der ökologische Vorteil weitgehend verloren geht. Im Gegensatz dazu entsteht weißer Wasserstoff durch natürliche geologische Prozesse, was ihn zu einer vielversprechenden Alternative macht. Die Forscher konzentrierten sich auf einen Prozess namens „Serpentisierung“, bei dem Wasser mit eisenhaltigem Gestein aus dem Erdmantel reagiert und Wasserstoff erzeugt.
Dieses Gestein befindet sich meist in großen Tiefen der Erde, wo Wasser schwer zugänglich ist. Dennoch können geologische Vorgänge dazu führen, dass es über Millionen von Jahren an die Erdoberfläche gelangt. Dies geschieht häufig unter dem Ozean, wenn sich Kontinente voneinander entfernen und Mantelgestein aufsteigt. Auch bei der Kollision von Kontinenten wird Mantelgestein an die Oberfläche gedrückt, was die Bildung von Ozeanbecken zur Folge hat.
Durch den Einsatz tektonischer Plattenmodelle versuchen Wissenschaftler herauszufinden, in welchen Regionen und zu welchen Zeitpunkten dieses Mantelgestein hervorgetreten ist. Frank Zwaan vom Helmholtz-Zentrum für Geowissenschaften erklärte in einem Interview mit CNN, dass das Ergebnis der Untersuchungen zeigt, dass spezielle Gebirgsketten wie die Pyrenäen, die Alpen und Teile des Himalaya ideale Bedingungen für die Bildung von weißem Wasserstoff bieten. An diesen Standorten existieren große Vorräte an Mantelgestein, die bei geeigneten Temperaturen liegen und durch tiefe Verwerfungen eine Wasserzirkulation ermöglichen.
Die verfügbaren Mengen an Mantelgestein in diesen Gebirgen deuten darauf hin, dass weißer Wasserstoff ein entscheidender Energieträger werden könnte, so Zwaan weiter. Der erste Hinweis auf die Nutzung dieses Wasserstoffs kam 1987 aus Mali, als ein Wasserbrunnen unerwartet in Flammen aufging, weil Wasserstoff austrat. Heute wird dieser Wasserstoff genutzt, um die Energieversorgung eines Dorfes sicherzustellen.
Zahlreiche Entdeckungen in Ländern wie den USA, Australien und Frankreich lassen darauf schließen, dass weiße Wasserstoffvorkommen weltweit verbreitet sein könnten. Besonders beeindruckend war ein Fund in den USA, wo eine Gasquelle identifiziert wurde, aus der kontinuierlich weißer Wasserstoff strömt. Dies könnte darauf hindeuten, dass sich dieser Wasserstoff in einigen Regionen über Jahrhunderte hinweg von selbst regeneriert.
Die wirtschaftliche Nutzung von weißem Wasserstoff steht jedoch noch am Anfang. Es bleibt unklar, wie groß die tatsächlichen Vorkommen sind und welche Techniken erforderlich wären, um das Gas effektiv zu gewinnen. Forscher vergleichen die aktuelle Situation mit der Erdölindustrie: „Öl war einst eine Kuriosität, bis die Technologie prächtig ausgereift war, um es in nennenswertem Maßstab zu fördern“, erklärt Zwaan. Auch weißer Wasserstoff könnte auf einen ähnlichen Entwicklungspfad gelangen.
Sollte es gelingen, eine praktikable Methode zur Förderung des weißen Wasserstoffs zu etablieren, könnten sich daraus beträchtliche Vorteile ergeben.