Marokko und Israel vertiefen militärische Partnerschaft

Marokko und Israel vertiefen militärische Partnerschaft

Seit dem Jahr 2020 kommt es im Rahmen der historischen Abraham-Abkommen zu einer verstärkten Zusammenarbeit im Bereich Verteidigung und Wirtschaft zwischen Israel und Marokko. Laut einem Bericht der französischen Wirtschaftszeitung La Tribune plant die marokkanische Armee den Kauf von 36 leicht gepanzerten Haubitzen des Typs Atmos 2000, geliefert vom israelischen Unternehmen Elbit Systems. Diese Artilleriesysteme werden auf tschechischen Tatra-Lkw montiert.

Die Entwicklungen zeigen, dass die Abraham-Abkommen trotz der arabischen Kritik an der israelischen Regierung, insbesondere im Kontext des Konflikts zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen, weiterhin Bestand haben. Seit 2020 nimmt die Zusammenarbeit im Verteidigungs- und Wirtschaftssektor zwischen Israel und Marokko im Rahmen dieser von den USA vermittelten Normalisierungsverträge zu. Diese beinhalten auch die Beziehungen zu weiteren arabischen Ländern wie dem Sudan, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Im Jahr 2022 fand erstmals ein gemeinsames Militärmanöver statt, und 2024 unterzeichnete Marokko einen Vertrag mit Israel Aerospace Industries in Höhe von einer Milliarde Dollar für den Erwerb eines Spionagesatelliten. Diese Schritte erfolgen vor dem Hintergrund wachsender Spannungen mit dem iranischen Regime, welches die in der von Marokko beanspruchten Westsahara tätige Terrororganisation Polisario unterstützt. Diese Gruppe hatte zuvor größtenteils nur aus Algerien finanzielle Hilfe erhalten, was seit 50 Jahren als ein Mittel Algiers betrachtet wird, um Marokko zu schaden.

Der Kaufvertrag für die Rüstungsgüter von Elbit zeigt laut La Tribune auch Spannungen zwischen den Königlichen Marokkanischen Streitkräften und dem französischen Unternehmen KNDS, das zuvor als Hauptlieferant für marokkanische Waffen galt, insbesondere im Hinblick auf das Artilleriesystem Caesar. Während die Chancen für einen weiteren Auftrag günstig erschienen, begannen nach der Lieferung erster Geschütze im Jahr 2022 Schwierigkeiten. Berichten zufolge gab es zahlreiche Beschwerden seitens Marokkos über wiederkehrende Probleme mit den gelieferten Systemen. Die Reaktionszeit von KNDS auf diese Reklamationen wurde als unzureichend empfunden, was dazu führte, dass Marokko schnell auf das Angebot von Elbit Systems reagierte.

Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI entfielen bereits vor der Normalisierung der Beziehungen elf Prozent der marokkanischen Rüstungsausgaben auf israelische Militärgüter, wodurch Israel drittgrößter Waffenlieferant hinter Frankreich und den USA wurde.

Der Kauf eines israelischen Spionagesatelliten stellt einen weiteren Rückschlag für Frankreich dar. Marokko favorisierte beim Erwerb den Ofek 13 von Israel über Angebote italienischer Firmen wie Airbus und Thales. Infolge des sich abzeichnenden Wandels in der militärischen Zusammenarbeit entschied der französische Präsident Emmanuel Macron, israelische Unternehmen von der Verteidigungsausstellung Eurosatory in Paris auszuschließen, was später vom Pariser Handelsgericht aufgehoben wurde.

Obwohl Marokko enge Beziehungen zu Israel pflegt, bedeutet dies nicht, dass Rabat im israelisch-arabischen Konflikt auf der Seite Israels steht. Tatsächlich unterhält Marokko auch Kontakte zur Hamas. König Mohammed VI. erkennt die Notwendigkeit, die nationalen Interessen seines Landes in den Vordergrund zu stellen, sei es in Bezug auf die Westsahara, wirtschaftliche Projekte oder Rüstungslieferanten.

Sollte es eines Tages zu Konflikten mit Algerien kommen, kann Marokko auf israelische Unterstützung zählen. Die Ungewissheit über Frankreichs Zurückhaltung, im Ernstfall auf dessen Seite zu stehen, bleibt bestehen. Dies reflektiert historische Erfahrungen, wie die Vorfälle während des Sechs-Tage-Kriegs.

Dieser Artikel wurde zuerst bei Mena-Watch veröffentlicht.

Stefan Frank, geboren 1976, ist ein unabhängiger Publizist, der unter anderem für Audiatur online, die Jüdische Rundschau und MENA Watch schreibt. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter Die Weltvernichtungsmaschine und Kreditinferno.

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