Titel: Die Alawiten in Syrien: Ein Verfolgungsszenario ohne Verteidigung
Von Daniel Pipes.
In den ersten drei Monaten des Jahres 2025 wurde die syrische Bevölkerungsgruppe der Alawiten von sunnitischen islamistischen Streitkräften erbarmungslos verfolgt. Diese Ereignisse erinnern an längst vergangene Zeiträume, in denen das Schicksal dieser Religionsgemeinschaft aufgrund ihrer geringen Minderheitenrolle im Land besonders düster war.
Professor Joshua Landis von der University of Oklahoma schätzt, dass mehr als 3.000 unbewaffnete Alawiten zwischen dem 6. und 10. März in Syrien getötet wurden. Diese Gruppe bildet etwa zehn Prozent der Bevölkerung Syriens (ca. 15 Millionen Menschen), was sie zu einer besonders gefährdeten Minderheit macht.
Der Islam hat im Laufe seines langen Bestehens die Alawiten als Aussteiger und Ketzerei betrachtet, wodurch diese Gruppe seit dem neunten Jahrhundert unter diskriminierenden Bedingungen lebte. Die Alawiten wurden von Sunniten und Schiiten gleichermaßen gemieden und oft als minderwertig angesehen. Dies führte dazu, dass sie sich geografisch isolierten und ihre eigene Kultur entwickelten.
Nach der Unabhängigkeit Syriens im Jahr 1946 lehnten die Alawiten zunächst die Kontrolle durch die Zentralregierung ab, bis sie 1954 mit dem Land verbunden blieben. Ab diesem Zeitpunkt begannen sie zunehmend in Schlüsselpositionen der Regierung zu erscheinen und nutzten ihre Überrepräsentation in der Armee, um politische Macht auszuüben.
Die Machtergreifung durch eine Gruppe von alawitischen Militäroffizieren im Jahr 1966 markierte den Beginn einer brutalen Herrschaft unter Hafez Al-Assad und seinem Sohn Bashar, die bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges im Jahr 2011 andauerte. Während dieser Zeit lebten sunnitische Muslime unter totalitären Bedingungen und betrachteten Alawiten als minderwertig.
Als 2011 der Bürgerkrieg in Syrien ausbrach, begann ein erbarmungsloser Aufstand gegen Assad, der zu einer Vielzahl von Verfolgungen führte. Im Inland stützte sich das Regime zunehmend auf seine alawitische Basis und schickte Alawiten in hauptsächlich sunnitische Stadtzentren, um Demonstrationen niederzukämpfen.
Mit der Machtübernahme von Ahmed al-Sharaa im Dezember 2024 eskalierte die Situation für die Alawiten. Im Januar 2025 dokumentierte der syrische Journalist Ammar Dayoub Fälle von Gewalt gegen Alawiten, einschließlich Pogromen und Auspeitschungen. Das neue Regime reagierte auf diese Vorfälle indirekt und verhinderte die Veröffentlichung von Namen, sodass Opfer keine Rechtshilfe einfordern konnten.
Am 6. März begannen massive Angriffe in der Küstenregion Latakia, geführt von sunnitischen islamistischen Streitkräften unter der Führung von Ahmed al-Sharaa und türkisch unterstützten syrischen Nationalarmee. Die Alawiten wurden wahllos getötet, ihre Häuser niedergebrannt, und es gab Berichte über systematische sexuelle Gewalt gegen Frauen.
Die Reaktion des neuen Regimes blieb zögerlich und indirekt. Ahmed al-Sharaa beschuldigte Assad-Loyalisten für die Angriffe verantwortlich, obwohl es keinen Beweis dafür gab. Diese Vorfälle wurden als Racheakte interpretiert, bei denen sunnitische Gruppen sich der Alawiten entgegenstellten.
Die westlichen Regierungen reagierten mit verhaltener Kritik und dringendem Aufruf zur Handlung. Washington und Canberra verurteilten die Gewalt gegen Zivilisten, aber ohne konkrete Aktionen, um den Völkermord zu stoppen.
Es bleibt unklar, ob westliche Politiker entschiedene Maßnahmen ergreifen werden, um das Schicksal der Alawiten zu verbessern und eine Eskalation des Konflikts zu verhindern.