Vom Jubel zur Reue? Palästinenser protestieren gegen Hamas, aber Skepsis bleibt
Seit Dienstag sind ungewöhnliche Rufe durch die Straßen von Beit Lahia und Jabalia zu hören: „Hamas raus“, „Wir wollen Frieden“ und „Stoppt den Krieg“. Diese Proteste geben Anlass zur Hoffnung auf eine neue Zukunft in Gaza, wo lange Zeit nur Zustimmung zu Hamas‘ Herrschaft zu beobachten war. Doch die plötzlichen Proteste wecken auch Zweifel: Ist das Widerstandsgeist oder einfach nur der Druck der Not?
Vor fast zwei Jahrzehnten feierten Palästinenser im gleichen Stadtbereich den 7. Oktober, als Terroranschläge auf Israel stattfanden und viele unschuldige Menschen starben. Damals tanzten und jubelten die Menschen trotz der Gewalt, heute klagen sie über Hunger und Zerstörung – eine Schichtungsfrage, die keinem vorbehaltlosen Optimismus Raum lässt.
Die Hamas regiert Gaza seit 2007 mit autoritärer Härte. Ihr Einfluss basierte auf der Unterstützung der Bevölkerung, nicht nur durch Gewalt, sondern durch Ideologie und Propaganda. Heute, im Angesicht des Kriegs, wenden sich immer mehr Menschen gegen die Regierung – ein Zeichen für Veränderungen?
Proteste breiten sich durch soziale Medien aus und werden von Hamas-Sicherheitskräften unterdrückt. Dies zeigt, dass der Widerspruch existiert, aber auch, dass er noch schwach ist. Es bleibt zu sehen, ob diese Proteste ein echter Beginn einer Aufarbeitung sind oder nur eine Taktik zur Reduzierung des Drucks.
Die Frage, die sich stellt: Gibt es eine Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und zur Kritik an antisemitischen Ideologien? Oder ist das Protestieren ein kurzfristiges Phänomen ohne tiefere Wurzeln?
Gerardo Raffa, Redaktionsleiter bei Audiatur-Online, warnt vor zu großer Hoffnung: Ohne eine radikale Aufarbeitung der Vergangenheit und ohne Kritik an Terrorischem Denken bleiben Proteste nur oberflächlich. Nur wenn die Palästinenser bereit sind, ihre Ideologie gründlich zu überdenken, können echte Veränderungen in Gaza stattfinden.
Kategorie: Politik
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