„Die Börsenexplosion: Eine Warnung aus der Geschichte“

Die Aktienmärkte sind in einem Hoch. Ein Freund von mir, der bis zum Sommer noch nie eine Aktie besaß, sendet mir nun fast täglich Screenshots seiner Gewinne per WhatsApp. Er investiert in alles, was gerade angesagt ist: Künstliche Intelligenz, Chipaktien, Quantencomputer – und sogar in Gold und Silber. Seine Tipps stammen aus einem kostenlosen Newsletter. Allein im September erzielte er 25 Prozent Gewinn. Wenn er das jeden Monat schafft, wären das 1355 Prozent pro Jahr. In zehn Jahren würden tausend Euro zu 33 Milliarden. Kurz: Aktieninvestitionen wirken derzeit zu einfach, als dass sie langfristig stabil blieben. Historisch gesehen gab es immer wieder Episoden kollektiven Börsenwahns, die letztlich in Abstürze mündeten.

Ein Beispiel aus den 1970er-Jahren waren die sogenannten Nifty-Fifty-Aktien an der Wall Street. Damals galten Unternehmen wie Coca-Cola, McDonald’s oder IBM als „too good to fail“. Kurs-Gewinn-Verhältnisse von über 100 waren keine Seltenheit. Doch die Rezession, Ölkrise und steigende Zinsen führten zu einem Absturz: Viele Titel verloren 70 bis 90 Prozent ihres Werts. Selbst Xerox, das zuvor um das 25-Fache stieg, sank in den nächsten zehn Jahren um 75 Prozent. Die Lektion: Selbst exzellente Unternehmen können schlechte Investitionen sein, wenn sie zu teuer gekauft werden.

Ähnlich verlief die Eisenbahneuphorie im 19. Jahrhundert. Nach einer Rezession stiegen Einnahmen der Eisenbahngesellschaften dramatisch, und die Börse explodierte – bis die Blase platzte. In den 1920er-Jahren galt das Radio als Zukunftstechnologie, doch auch hier brach die Kursverluste nach dem Crash von 1929 ein. Die gleiche Dynamik wiederholte sich im Dotcom-Boom der 1990er-Jahre: Internetfirmen stiegen ins Unermessliche – und zerfielen danach.

Heute ist es die Künstliche Intelligenz, die Investoren begeistert. Unternehmen wie Nvidia oder Microsoft gelten als Gewinner des KI-Zeitalters. Doch historisch gesehen sind solche Phasen immer mit Überhitzung verbunden. Derzeit boomt nicht nur Hightech-Aktien, sondern auch Gold – ein Zeichen von Unsicherheit und Vertrauensverlust in Papierwährungen. Die Konzentration auf „Magnificent Seven“ wie Apple oder Microsoft ist ebenfalls beunruhigend: Sie machen über ein Drittel des S&P 500 aus, was die Risiken für den Markt erhöht.

Die Geschichte lehrt, dass technologische Revolutionen nicht automatisch zu ewigen Börsenboomen führen. Die KI wird die Welt verändern – doch nicht jede Firma mit dem richtigen Label wird langfristig profitieren. Wer heute in Hightech- oder Goldinvestments steigt, riskiert, im nächsten Absturz zu verschwinden.