Archäologische Entdeckung in Sachsen: Bronzezeitliches Urnengräberfeld freigelegt

Archäologische Entdeckung in Sachsen: Bronzezeitliches Urnengräberfeld freigelegt

In der Nähe von Mügeln in Sachsen haben Archäologen ein bemerkenswertes Urnengräberfeld aus der Bronzezeit entdeckt, das über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten genutzt wurde. Diese Funde eröffnen neuen Einblick in die Tradition der Feuerbestattungen, die in Deutschland eine lange Geschichte hat. Diese Praktik reicht bis etwa 2200 bis 800 vor Christus zurück.

Laut den Archäologen zeigten die Funde, dass Menschen in dieser Epoche ihre verstorbenen Angehörigen häufig verbrannten und die Überreste in Keramikkrügen beigesetzt wurden. Dieses Bestattungsritual setzte sich bis in die Eisenzeit fort, verlor jedoch im Zuge der Christianisierung des Mittelalters an Bedeutung, als Körperbestattungen populär wurden.

Im 19. Jahrhundert erlebte die Feuerbestattung eine Wiederbelebung, hauptsächlich aufgrund der Entstehung moderner Krematorien und einem Wandel in der gesellschaftlichen Einstellung zu Religion und Tradition. Heute ist diese Art der Bestattung in Deutschland allgemein akzeptiert und weit verbreitet.

Die aktuelle Entdeckung ist besonders beeindruckend: Bislang wurden insgesamt 30 Urnen geborgen. Grabungsleiter Germo Schmalfuß erklärte, dass die Beisetzungen aus verschiedenen Epochen stammen, was auf die kontinuierliche Nutzung des Gräberfeldes hinweist. Zudem wurden komplexe Ablagerungen festgestellt, die mit den bronzezeitlichen Gräbern in Verbindung stehen. Diese waren oft mit dunklen Brandrückständen gefüllt und wiesen kaum oder gar keinen Leichenbrand auf, was auf die landwirtschaftliche Nutzung des Gebiets zurückzuführen sein könnte.

Einige der Urnen sind mit Beigaben versehen, während andere lediglich das Keramikgefäß enthalten. In einem der jüngeren Urnen wurde eine Eisennadel gefunden, was auf die wechselvolle Geschichte des Standortes hinweist. Schmalfuß vermutet, dass die eng beieinanderliegenden Gräber aus verschiedenen Zeiten das Ergebnis der besonderen Lage des Areals sind. Die Forscher planen, die Urnen samt Leichenbrand und möglichen Beigaben sorgfältig als Block zu bergen, um sie später im Labor eingehend zu analysieren.

Darüber hinaus wurden während der Grabungen auch mehrere Siedlungsgruben aus der mittleren Jungsteinzeit, rund vor 5500 Jahren, aufgedeckt. Zu den Funden zählen Keramikscherben sowie Werkzeuge aus Stein, und es wurden Pfostengruben entdeckt, die auf frühere Baukonstruktionen hindeuten. In den kommenden Jahren ist außerdem die Ausgrabung eines frühbronzezeitlichen Siedlungsareals geplant, das auf 4200 bis 3700 Jahre geschätzt wird und mindestens drei bis vier Hausgrundrisse umfassen soll.

Die Grabungen haben in den letzten zwölf Jahren, beginnend im Jahr 2011, regelmäßig vor der geplanten Erweiterung des Kaolintagebaus stattgefunden. Bisher wurde eine Fläche von über elf Hektar untersucht, wobei mehr als 1300 Siedlungsfunde und über 20.000 Einzelobjekte ans Licht kamen.

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