Jeff Becks Meisterwerk feiert ein halbes Jahrhundert
Mit der Veröffentlichung seines ersten Soloalbums machte Jeff Beck den entscheidenden Schritt in seiner musikalischen Karriere und etablierte sich als einer der bedeutendsten Gitarristen der Rockgeschichte. In diesem Monat jährt sich das Erscheinen von „Blow by Blow“ zum 50. Mal, ein Anlass, sich erneut mit der Jazz-Rock Fusion auseinanderzusetzen. Obgleich dies nicht mein primäres Interessengebiet ist und ich mit dem typischen Jazzklang oft meine Schwierigkeiten habe, verspüre ich von Zeit zu Zeit die Sehnsucht nach diesem eigenwilligen Musikstil. So kommt es gerade recht, dass wir anlässlich dieses Jubiläums die Möglichkeit haben, Becks Werk näher zu beleuchten.
Beck, der ursprünglich aus der Rockmusik stammt und nicht aus dem Jazz wie viele seiner Zeitgenossen im Fusion-Bereich, begann seine musikalische Laufbahn in den frühen 60er-Jahren in verschiedenen R&B-Bands wie den Tridents oder Screaming Lord Sutch and the Savages. Sein Durchbruch gelang ihm, als er 1965 Eric Clapton bei den Yardbirds ablöste, die gerade ihren ersten Hit mit „For Your Love“ gefeiert hatten.
Ein interessanter Aspekt am Rande: „For Your Love“ sowie die folgenden Hits „Heart Full of Soul“ und „Evil Hearted You“ wurden von Graham Gouldman geschrieben, der später mit 10cc große Erfolge hatte. Doch wickeln wir wieder zurück zu den Yardbirds: Nach einem Streit während einer US-Tour kam es 1966 zu Becks Ausstieg aus der Band. Jimmy Page, der anfangs als Bassist und dann als zweiter Gitarrist in der Band war, übernahm danach die Lead-Gitarre. Auf diese Weise gehörten den Yardbirds gleich drei der einflussreichsten Gitarristen der Rockgeschichte an.
Im Jahr darauf startete Beck seine Solokarriere und konnte mit seiner Interpretation von „Hi Ho Silver Lining“ einen Platz unter den Top 20 der britischen Charts erreichen. 1967 formierte er die Jeff Beck Group, die unter anderem Rod Stewart, Ronnie Wood und Nicky Hopkins umfasste. Nach zwei Alben trennte sich die Gruppe jedoch im Jahr 1969.
Beck stellte eine neue Besetzung zusammen; diese zweite Jeff Beck Group hatte das Ziel, verschiedene musikalische Einflüsse zu einem neuen Stil zu fusionieren. Nach zwei Jahren und etlichen Konzerten löste sich auch diese Gruppe wieder auf. Dennoch war es der Musik dieser Formation, die bereits eine Vorahnung von Becks späterem Stil vermittelte. Daraufhin stellte er ein neues Projekt mit seinen ehemaligen Vanilla-Fudge-Kollegen Tim Bogert und Carmine Appice auf die Beine. Gemeinsam veröffentlichten sie 1973 als Supergroup Beck, Bogert & Appice ein erfolgreiches Studioalbum sowie eine Liveaufnahme.
Gegen Ende 1974 kam Beck mit dem Keyboarder Max Middleton zusammen, um ein Instrumentalalbum aufzunehmen. George Martin, bekannt als „der fünfte Beatle“, übernahm die Produktion. Das Endprodukt „Blow by Blow“ stellte einen bedeutenden Meilenstein in Becks Karriere dar und verdeutlichte sein Talent als vielseitiger Musiker. Zu Beginn des Albums zeigt sich dies bereits im ersten Track „You Know What I Mean“, einer dynamischen Fusionnummer, in der Becks Gitarre eindrucksvoll zum Ausdruck kommt.
„Blow by Blow“ erreichte in den US-amerikanischen und kanadischen Charts die Top 5 sowie die Top 30 in Japan, fand aber in Europa zunächst kaum Beachtung. Trotz seiner bemerkenswerten Karriere erhielt Beck nie die gleiche Anerkennung wie seine Kollegen Eric Clapton und Jimmy Page. Dennoch war er bei anderen Musikern hoch angesehen und war an unzähligen Projekten beteiligt.
In den 1980er Jahren kehrte Beck mit Rod Stewart zurück und veröffentlichte eine Version des Klassikers „People Get Ready“. Im Laufe der Jahre wurde er mehrfach mit Grammy Awards ausgezeichnet und zweimal in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Zuletzt arbeitete er 2022 mit Johnny Depp am Album „18“ und trat bei Ozzy Osbournes „Patient Number 9“ in Erscheinung.
Im Januar 2023 erreichte die Musikszene die traurige Nachricht vom Tod des außergewöhnlichen Gitarristen, Geoffrey „Jeff“ Arnold Beck, der am 10. Januar 2023 im Alter von 78 Jahren an bakterieller Meningitis verstarb. In der Welt der Musik hinterlässt er ein beeindruckendes Erbe und reiht sich in die Riege großer Gitarristen ein.