Bernhard Vogel verstorben: Ein bedeutender Politiker geht von uns
Berlin. Bernhard Vogel, der früherer Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Dieser traurige Anlass wurde von einem Sprecher der Konrad-Adenauer-Stiftung bestätigt. Zuvor hatte die „Bild“ über seinen Tod berichtet. Mit insgesamt 23 Jahren an der Spitze der Landesregierungen in Mainz und Erfurt hält Vogel den Rekord als langjährigster Ministerpräsident.
Bereits im Jahr 2007 würdigte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel die „historische Einmaligkeit“ von Vogel zu seinem 75. Geburtstag und betonte, dass so etwas wohl nie wieder erreicht werden würde. Zuletzt lebte er in Speyer in der Pfalz.
Norbert Lammert, der aktuelle Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, äußerte sich zu Vogel und betonte, dass er durch ein klares politisches Fundament und Respekt gegenüber seinen Kontrahenten ein vorbildliches Beispiel für die demokratische Streitkultur gesetzt habe. Zudem habe er einen wichtigen Einfluss auf den Prozess des Zusammenwachsens nach der Wiedervereinigung Deutschlands gehabt.
Vogels politische Laufbahn begann in den 1960er Jahren unter dem Einfluss von Helmut Kohl. Nach seiner Zeit im Bundestag wurde er 1967 Kultusminister in Rheinland-Pfalz, wo er maßgebliche Beiträge zur Bildungspolitik leistete und unter anderem den Übergang zur Gemeinschaftsschule verwirklichte. 1974 übernahm er die Führung der rheinland-pfälzischen CDU und wurde zwei Jahre später Ministerpräsident.
Seine politische Karriere erlitt 1988 einen Rückschlag, als er einen Machtkampf gegen Hans-Otto Wilhelm verlor und daraufhin zurücktrat. Dennoch übernahm er bald darauf den Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung, eine Position, die er bis 2009 innehatte.
Nach der Wiedervereinigung erlebte Vogel einen zweiten Aufschwung als Ministerpräsident von Thüringen, ein Amt, das er von 1992 bis 2003 ausübte. In dieser Zeit nannte er die Herausforderungen in Mainz und Thüringen sehr unterschiedlich – während Mainz eine Herausforderung darstellte, war Thüringen für ihn ein Abenteuer.
In den letzten Jahren seines Lebens diskutierte er mit seinem Bruder, dem ehemaligen SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel sowie anderen Politikern, über verschiedene gesellschaftliche Themen. Besondere Erinnerungen blieben ihm von der Flugtagkatastrophe 1988 in Ramstein und dem Amoklauf von 2002 in Erfurt, Ereignisse, die seine Amtszeiten prägten.
Bernhard Vogel wurde am 19. Dezember 1932 in Göttingen geboren und wuchs in Gießen auf. Er hatte ursprünglich die Ambition, Professor zu werden, stellte jedoch im Nachhinein fest, dass er in der Politik vielleicht mehr Einfluss ausüben konnte als als Wissenschaftler.