Christian Lindner: Ein Blick auf den FDP-Chef, seine Hintergründe und seine politischen Ambitionen
Berlin. Christian Lindner, der ehemalige Finanzminister der FDP in der Ampel-Koalition, hat einen eindrucksvollen, aber auch turbulenten Werdegang hinter sich. Was sind die wesentlichen Fakten über diesen einflussreichen Politiker?
Binnen weniger Jahre hat der FDP-Vorsitzende nicht nur seine Partei zu neuer Stärke verholfen, sondern ist auch zu einem der bedeutendsten Politiker Deutschlands geworden. Lindner war bis zum Scheitern der Ampel-Koalition im Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz als Finanzminister tätig.
Geboren am 7. Januar 1979 in Wuppertal, kam er in eine Familie mit einem starken Bezug zur Bäckerei, da seine Großeltern ein solches Geschäft betrieben. Aufgewachsen ist Lindner im Bergischen Land, konkret in Wermelskirchen, etwa 40 Kilometer nordöstlich von Köln. Nach der Trennung seiner Eltern wuchs er bei seiner Mutter auf; sein Vater unterrichtete Informatik und Mathematik.
Nach dem Abitur im Jahr 1998 leistete er Zivildienst und arbeitete als Hausmeister in der Theodor-Heuss-Akademie, die zur FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung gehört. Während seines Studiums wurde Lindner Reserveoffizier in der Luftwaffe und erreichte 2002 den Rang eines Leutnants sowie 2011 das Amt des Hauptmanns in Reserve.
Bereits mit 16 Jahren trat Lindner der FDP bei und gründete eine lokale Jungen Liberalen-Gruppe. Anfangs war Politik für ihn ein Hobby; bei einem Parteitag formulierte er 1998 seine Vision einer offeneren FDP für junge Menschen und kandidierte spontan für den Landesvorstand. Mit einer inspirierenden Rede forderte er eine Neugestaltung der Parteipolitik, um die Jugend stärker anzusprechen. Zwei Jahre später wurde er, mit nur 21 Jahren, als jüngster Abgeordneter in den nordrhein-westfälischen Landtag gewählt, wo er sich intensiv mit Kinder-, Jugend- und Familienpolitik auseinandersetzte.
Sein Aufstieg in der Politik blieb nicht aus: 2007 trat er dem Bundesvorstand der FDP bei und übernahm 2009 als 30-Jähriger das Amt des Generalsekretärs von Gerd Niebel. Unter der Führung von Guido Westerwelle arbeitete Lindner an einem neuen Grundsatzprogramm. Doch interne Konflikte führten zwei Jahre später zu seinem Rücktritt von diesen Ämtern, woraufhin er sich zunächst wieder der Landespolitik widmete.
Nach der Niederlage der FDP im Bundestag im September 2013 übernahm Lindner erneut die Parteiführung und gestaltete die Rückkehr der Liberalen in den Bundestag mit. 2017 schaffte die FDP unter seiner Anleitung den Wiedereinzug, verpasste jedoch die Möglichkeit einer Jamaika-Koalition, da Lindner die Gespräche abbrach und lieber auf Regierungen verzichten wollte, die nicht die für ihn richtigen Lösungen fanden.
In seiner politischen Agenda legt Lindner großen Wert auf Wirtschaft, Finanzen, Bildung und Digitalisierung und verfolgt liberale Handlungsansätze, die auf möglichst geringe staatliche Eingriffe abzielen.
Die FDP hatte 2013 die Fünf-Prozent-Hürde nicht geschafft und war aus dem Bundestag ausgeschieden. Dadurch trat ein Umbruch innerhalb der Partei ein. Lindner übernahm die Verantwortung und wurde auf dem Sonderparteitag 2013 zum neuen Parteichef gewählt, worauf er die Partei erfolgreich von Grund auf neu gestaltete.
Eine wichtige Etappe erreichte er 2021, als er erneut zum Bundesvorsitzenden gewählt und als Spitzenkandidat für die bevorstehenden Bundestagswahlen nominiert wurde. Unter Lindners Leitung erhielt die FDP 11,5 Prozent der Stimmen und beteiligte sich an der Ampelregierung, wobei er gegen den Widerstand der Grünen als Finanzminister agieren konnte.
Sein umstrittener Villa-Kauf in Südberlin und die Finanzierung durch einen Immobilienkredit erregten Aufmerksamkeit, doch die Staatsanwaltschaft schloss Ermittlungen wegen mangelndem Anfangsverdacht ab. Als Finanzminister stieß Lindner auf Widerstände, indem er auf die strikte Einhaltung der Schuldenbremse drängte. Dies führte zu Spannungen innerhalb der Koalition, insbesondere während der schwierigen wirtschaftlichen Lage Deutschlands nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine.
Im Streit um das Heizungsgesetz kritisierte die FDP anfänglich, dass es an technologischem Spielraum fehle, konnte sich mit den Koalitionspartnern aber auf einen gemeinsamen Gesetzentwurf einigen.
Trotz aller Bestrebungen waren die Differenzen in der Regierung letztlich zu erheblich, was im nu weniger als einem Jahr vor den nächsten Wahlen zum Scheitern der Ampel-Koalition führte; dies geschah, nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz Lindner aus dem Amt des Finanzministers entließ.