Die Ausgestoßene der Woche: Brandanschlag und Böller-Attacke

Politik

Der AfD-Politiker Bernd Baumann wurde Opfer eines Brandanschlages auf sein Auto. In der Nacht zu Montag wurde das Fahrzeug gegen 3:20 Uhr vollständig zerstört, wobei die Polizei von einer vorsätzlichen Tat ausgeht und den Staatsschutz eingeschaltet hat. Die Behörde ermittelt wegen Brandstiftung, doch es fehlen noch keine genauen Angaben zu den Tätern. Ein Bekennerschreiben auf der linksextremen Internetplattform Indiymedia wird zwar geprüft, enthält jedoch nach Angaben der Behörden kein Täterwissen. Die Polizei prüft aktuell, ob eine politisch motivierte Tat vorliegt.

Eine Attacke auf das Parteibüro von Bündnis 90/Die Grünen in Bonn gab es in der Nacht zum vergangenen Sonntag. Unbekannte hatten die Kreisgeschäftsstelle in der Dorotheenstraße beschädigt, wobei keine Verletzten und nur leichte Sachschäden entstanden. Der Anschlag wurde erst am Sonntagmittag bemerkt, als eine Mitarbeiterin der Partei ein beschädigtes Fenster sah. Die Frau alarmierte umgehend die Polizei, die den Staatsschutz übernommen hat, da ein politisch motivierter Anschlag nicht ausgeschlossen werden kann.

In Helenabrunn, einem kleinen Dorf, das zur Kreisstadt Viersen am Niederrhein gehört, ist gerade Stunksitzung angesagt. Im dortigen Karnevalsverein engagieren sich offenbar einzelne Mitglieder, die auch in der AfD sind. Das passt anderen Narren nicht, die sich dadurch offensichtlich nicht ernst genommen fühlen und daher über WhatsApp und soziale Netzwerke Stimmung gegen den Verein machen. Dabei scheut man sich weder, 100 Jahre „Mein Kampf“ in den Ring zu werfen noch die NSDAP-Strategie der Unterwanderung der Gesellschaft als Parallele anzuführen. Im Karneval ist jedes Mittel recht.

Die Stadt Overath wird in diesem Jahr keinen Weihnachtsmarkt haben. Das teilte der Träger von Stadtfesten in Overath, OV-Plus, mit. Als Grund gibt der Verein an, dass die Kosten für Sicherheitsmaßnahmen zu hoch sind. Der Veranstalter OV-Plus hatte den Weihnachtsmarkt nach langen Verhandlungen mit der Stadt abgesagt. Damit fällt nun erneut ein Volksfest den immer höher werdenden Sicherheitsauflagen der Verwaltungen zum Opfer. Mehr als eineinhalb Jahre hat OV-Plus dafür gestritten, dass sich die Stadt Overath an den Kosten für Absperrgitter und Sicherheitspersonal beteiligt. Da die Kommune keine Beteiligung an den Kosten übernehmen will, sah sich der Stadtmarketing-Verein dazu gezwungen, den Weihnachtsmarkt, der rund um die St.-Walburga-Kirche stattfindet, abzusagen. Gefährdet ist nach Vereinsangaben auch der Sommerfest im kommenden Jahr, wenn sich keine Lösung für die Finanzierung der Sicherheitsmaßnahmen findet.

In einem sehr persönlich gehaltenen Schreiben, dem man vielleicht den Untertitel „eine höfliche Polemik“ geben könnte, wehrt sich der Musikwissenschaftler Ulrich Morgenstern. Ein pseudonymer „Meister der Kulturkritik“ hatte eine Philippika gegen den Wissenschaftler verfasst, die nun dazu dient, seine Arbeit in der Internetenzyklopädie „Wikipedia“ zu diskreditieren. Morgenstern wertet den Aufsatz als eine anonimka gegen ihn. Damit bezeichnete man in der Sowjetunion anonyme Denunziationsschreiben an die zuständigen Organe der Staatssicherheit. Der Vorwurf des anonymen Meisters lautet: „die Dekonstruktion der postkolonialen Theorie und die Polemik gegen die politische Vereinnahmung der Kunst. Beide Linien werden verbunden durch ein Gefühl des kulturhistorischen Belagerungszustands, in dem die Errungenschaften westlicher Rationalität von einer neulinken Allianz aus identitätspolitischer Wissenschaft, aktivistischer Kunst und politisch korrekt aufgestellten Kulturinstitutionen angegriffen würden.“

In seinem langen Schreiben bekennt sich Morgenstern sogar teilweise schuldig im Sinne der Anklage, legt aber dar, warum seine kritische Auseinandersetzung mit bestimmten Themen sehr wohl gerechtfertigt ist. Dass damit zugleich seinen Kritiker zerlegt, gibt der Sache noch die Anmutung an eine Humoreske. Das kann man von einem Musikwissenschaftler erwarten. Bezeichnend ist, wie die Wikipedia mit sehr lockerer Hand in einer sehr oberflächlichen Beschreibung der Vita eines Wissenschaftler die Kontaktschuldkarte zieht und dann einen renommierten Fachmann mit Verweis auf jenes sonderbare Opus des „Meisters der Kulturkritik“ final zu verurteilen. Der Wikipedia-Artikel wird nicht im Geringsten den immer so großspurig vertretenen Qualitätsansprüchen der Enzyklopädie gerecht. Ein Gutes, wirklich nur ein Gutes, hat die Geschichte. Die Replik von Ulrich Morgenstern ist unterhaltsam, lesenswert und lehrreich zugleich.

Lidl, Aldi und anderen, deren Werbung in Videos von rechten Influenzern auftauchen, sollten die Zuschauer dieser Kanäle besser nicht als Kunden wollen. So ähnlich könnte man einen Artikel in der taz zusammenfassen. Der Sachverhalt ist schnell beschrieben. Videos auf verschiedenen Kanälen in den Sozialen Medien können sich mit Werbung monetarisieren lassen. Dazu sind Qualitätskriterien notwendig, die sich weniger am Inhalt als mehr an der Professionalität der Videos orientieren, wofür die Plattformen beispielsweise Abonnentenzahlen und Wiedergabestunden zugrunde legen. Rechtswidrige Inhalte können nicht monetarisiert werden und haben auf den Plattformen nichts verloren. Es geht hier um der taz nicht genehme Meinungen und darum, dass die Influenzer angeblich von der Seriosität der Werbetreibenden profitieren. In jedem Fall profitieren sie von den Webeeinnahmen. Aldi, Lidl, Kaufland, Kleinanzeigen.de, Shop-Apotheke, FitX und Save the children teilten auf Anfrage des linken Mediums mit, dass sie die betreffenden Kanäle nicht gezielt gebucht hätten. Vielmehr sei ihre Werbung dort automatisch platziert worden, so die taz. Nach dem Hinweis der taz hätten die Unternehmen die Kanäle jedoch auf Ausschlusslisten gesetzt. Die Botschaft lautet: Kauft nicht bei uns.

Etwas differenzierter stellt sich offensichtlich die Geschichte um ein entferntes Lied dar. In der SWR 1 Hitparade 2025 war das Lied „Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht“ von Reinhard Mey aus der Liste der 1.000 Vorschläge entfernt worden. Darüber hatte achgut.com berichtet. Der Sender stellte nun klar, der Song sei nicht aus ideologischen Gründen aus der Liste gestrichen worden. Bei der erwähnten Song-Liste von 1.000 Liedern handele es sich nicht um eine Nominierten-Liste, betont der Sender in einer Erklärung, sondern es sei um eine Vorschlags-Liste. Entfernt wurde das Lied aus dieser Liste. Der Sender begründet das mit festgestellten Manipulationsversuchen. Diese erklärt der Sender folgendermaßen: „Wenn wir eine auffällige Häufung von Einzel-Stimmen für ein und denselben Titel mit eng aufeinander folgenden Zeitstempeln von beispielsweise Wegwerf-E-Mail-Adressen bemerken, nehmen wir diesen Titel aus der automatischen Vorschlags-Liste.“ Händisch könne der Titel immer noch gewählt werden, betont der SWR in seiner Erklärung. Das hatten dann wohl doch sehr viele getan, so dass der Song auf Platz 12 landete und am 24.10.2025 um kurz vor 19 Uhr im Radio und im Videostream gespielt wurde.

Hier endet der allwöchentliche Überblick des Cancelns, Framens, Empörens, Strafens, Umerziehens, Ausstoßens, Zensierens, Denunzierens, Entlassens, Einschüchterns, Moralisierens, Politisierens, Umwälzens und Kulturkämpfens. Bis nächste Woche!