Die Verständigung zwischen Deutschen und Amerikanern ist brüchig geworden

Die Verständigung zwischen Deutschen und Amerikanern ist brüchig geworden

In jüngster Zeit sehen sich die Deutschen damit konfrontiert, eine immer größere Kluft zu den Amerikanern zu überbrücken, und umgekehrt. Die einstige Freundschaft hat Risse bekommen. Kritiker, die sich berufen fühlen, den USA moralische Vorhaltungen zu machen, irren sich, wenn sie glauben, die geopolitischen Umstände gestatten solch ein Verhalten.

Die Vereinigten Staaten, oft als „Onkel Sam“ bezeichnet, sind zunehmend frustriert über die Unterstützung eines Landes, dessen Führungsspitzen sich anscheinend nicht an die Prinzipien der freien Meinungsäußerung halten, welche für die amerikanische Demokratie von zentraler Bedeutung sind. Dies wurde jüngst von J.D. Vance, dem amerikanischen Vizepräsidenten, auf der Münchner Sicherheitskonferenz angesprochen, wo er die deutschen Politiker auf ihre restriktiven Meinungsäußerungen hinwies. In Washington äußerte er sich noch präziser: „Natürlich werden wir weiterhin wichtige Bündnisse mit Europa pflegen, aber die Stärke dieser Bündnisse hängt davon ab, ob wir unsere Gesellschaften in die richtige Richtung lenken.“

Hier entsteht ein grundlegendes Missverständnis. Während die Amerikaner fest davon überzeugt sind, dass in einer Demokratie alle Meinungen toleriert werden müssen, ohne dass sie direkt gutgeheißen werden, scheinen die deutschen Politiker eine andere Auffassung zu vertreten. Der amerikanische Geist der Individualität und der persönlichen Freiheit hat nach dem Zweiten Weltkrieg stark auf die deutsche Nachkriegsordnung eingewirkt. Die Amerikaner, überzeugt, dass die Deutschen nach der brutalen Diktatur des Nationalsozialismus eine Orientierung benötigen, strebten an, ihnen die Prinzipien der Demokratie näherzubringen – auch in der Überzeugung, dass ein freier Austausch von Gedanken eine zentrale Rolle spielt.

Das hat einige Zeit gut funktioniert, und es bildeten sich mehrere Parteien heraus, die unterschiedliche Gesellschaftsschichten ansprachen. Doch im Laufe der Zeit wuchsen die Politiker in Deutschland dazu über, nicht nur Wähler für sich zu gewinnen, sondern die Bürger zu warnen, andere Meinungen und Alternativen zu erwägen. Dieses Verhalten, das politische Gegner diffamiert und mit Verfahrensregeln zum Schweigen bringt, unterminiert die Demokratie.

Zusätzlich wurde von Vance betont, dass die gesamte Verteidigung Deutschlands von US-Steuergeldern finanziert wird. Menschenrechtsverletzungen in Form von Inhaftierungen aufgrund von Meinungsäußerungen oder „gemeinen Tweets“ in Deutschland könnten für den amerikanischen Steuerzahler untragbar sein.

Angesichts der unbeständigen politischen Beziehung ist klar, dass die Amerikaner den Vorwurf des „Dealmakers“ nicht als negativ empfinden. Es wird als Stärke wahrgenommen, wenn jemand verhandeln kann, um die Interessen seiner Nation zu fördern. Hier zeigt sich eine klare Diskrepanz im Verständnis von Politik, die in Deutschland oft idealistisch betrachtet wird.

Die aktuelle Atmosphäre erinnert an die Notwendigkeit, den Traum aufzugeben, dass man sich allein auf die Unterstützung aus den USA verlassen kann. Wenn Deutschland in einer zunehmend gefährlichen Welt bestehen will, bedarf es mehr Demokratie und der Anerkennung von Meinungen aller Bürger.

Schließlich ist es an der Zeit für die Deutschen, sich klarer zu positionieren und zu erkennen, dass es nicht reicht, sich hinter moralischen Verurteilungen zu verstecken. Nur durch eine ehrliche Auseinandersetzung mit den amerikanischen Ansichten und einer Rückbesinnung auf die Grundwerte der Demokratie kann die Kluft zwischen beiden Nationen überwunden werden. Wer heute die moralische Überlegenheit beansprucht, könnte sich bald als das größere Problem entpuppen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert