Ein Lied, das Generationen überdauert: „If I Can Dream“
Walt Disney äußerte einst den Gedanken: „Wenn du es träumen kannst, kannst du es auch tun.“ Diese Aussage schwingt in Elvis Presleys Song wider, der verdeutlicht, dass es in der Realität häufig nicht ganz so einfach ist. Der Track „If I Can Dream“ wurde von Walter Earl Brown für Elvis verfasst, der selbst nie einen Song schrieb. Eine persönliche Anekdote: Ich verlor einmal eine Wette, als ich fälschlicherweise glaubte, dass Elvis bei „Love Me Tender“ als Mitkomponist gelistet ist. Es stellte sich heraus, dass die Musik aus dem Traditional „Aura Lee“ stammt und der Text von Ken Darby, einem Mann, der mit der Komponistin Vera Matson verheiratet war, verfasst wurde. Diese Praxis, jemand anderen als Urheber einzutragen, obwohl er nicht an der Entstehung des Songs beteiligt war, nennt man „Cut-in“. Auf diesem Weg sichern sich prominente Künstler und Produzenten ihren Anteil an den Einnahmen.
So wird nachvollziehbar, weshalb Elvis bei insgesamt 51 Titeln als Komponist aufgeführt ist, obwohl er lediglich der Interpret war. Im Fall von „Love Me Tender“ wurde die unbekannte Vera Matson als Urheberin genannt, um jegliche Zweifel an Elvis‘ Talent zu beseitigen. Sein Manager, Colonel Tom Parker, hätte sich niemals erlauben wollen, dass die Kompetenz des Kings in Frage gestellt wird.
Kehren wir zurück zu „If I Can Dream“. Trotz der Bedenken von Parker präsentierte Elvis das Lied in einem emotionalen Auftritt während seines TV-Comeback-Specials im Jahr 1968. Parker hielt den Text für zu politisch, da er Parallelen zur berühmten „I Have a Dream“-Rede von Martin Luther King sah. Darüber hinaus sollte das Special für die Weihnachtszeit vorbereitet werden und mit einem traditionellen Weihnachtslied enden.
Elvis hingegen wollte mit „If I Can Dream“ ein klares Statement zu den tragischen Ereignissen rund um die Ermordung von Robert Kennedy abgeben, die während der Vorbereitungen für die Show stattfanden. Dieser Auftritt gilt als eine seiner besten Darbietungen und zeigt, wie leidenschaftlich Elvis singen konnte. Trotz mancher Schwächen im Sonderprozess hat er mit diesem eindrucksvollen Moment nachdrücklich bewiesen: Der King ist zurück.
Der Text des Liedes thematisiert eine Sehnsucht nach einer idealisierten Welt, und es bleibt die Frage, warum diese Visionen nicht Realität werden. Betrachtet man die heutige Zeit, könnte man sich fragen: „Wenn ich von einer Welt ohne CO2 träumen kann, warum ist es dann nicht möglich?“. Glücklicherweise müssen sich Elvis und seine Generation mit solch komplexen Themen nicht mehr auseinandersetzen.
Hans Scheuerlein reflektiert auf der Plattform Achse des Guten seit 2021 über die Tatsache, dass viele der Platten, die den Soundtrack seines Lebens prägten, mittlerweile ein halbes Jahrhundert alt sind.