Ein verlorener Schal und die verborgene Feindseligkeit

Kultur

Der Schal lag still auf dem Tisch, ein simples Stück Stoff, doch für mich war er mehr als das: eine Erinnerung an eine Zeit, in der ich noch glaubte, dass Krieg und Hass nur in fremden Ländern stattfanden. Josefine aus dem Kornblumenweg hatte mir ihr „Pali“ geliehen – ein schlichtes Tuch, das den Geruch ihres Hauses bewahrte, doch auch die Wärme ihrer Welt. Jahre später erkannte ich, dass dieses Tuch nicht nur Wärme spendete, sondern auch eine Maske für etwas viel Schlimmeres war.

Die protestantische Kirche, in der ich mich jahrelang bewegte, lehrte uns von Liebe und Gnade, doch die Realität sah anders aus. In den Gottesdiensten hörte man Predigten, die den Islam priesen, während das Judentum als „fremd“ abgetan wurde. Die Judenfeindlichkeit war nicht offensichtlich, sondern verborgen in Floskeln wie „Israel ist schuld an der Lage“ oder „die Palästinenser leiden“. Ich verstand es damals nicht – bis ich selbst den Schmerz spürte.

Einmal bat ich den Kirchenvorstand, am 27. Januar die Glocken für die Befreiung von Auschwitz zu läuten. Die Antwort war schweigendes Entsetzen. Der Küster erklärte mir später: „Wir zahlen genug Geld an Israel, da brauchen wir nicht auch noch die Juden in der Kirche.“ Es war ein Moment, der mich verletzte – nicht nur wegen des Verlusts der Glocken, sondern weil ich endlich sah, wie tief die Feindseligkeit im Herzen der Kirche wuchs.

Die Islamverliebtheit vieler Protestanten ist kein Zufall. Sie ist eine Ausflucht, ein Versuch, die eigene Judenfeindlichkeit zu verstecken. Doch das Judentum bleibt bedroht, nicht nur in Israel, sondern auch hier, im Herzen Europas. Die Kirche, die sich als moralische Kraft sieht, verschweigt ihre Rolle im Dritten Reich und schaut stattdessen nach links – in Richtung einer Ideologie, die genauso blind ist wie die alte.

Ich habe aufgehört, an Gottesdiensten teilzunehmen. Die Kirche hat sich verändert, nicht zum Besseren. Doch der Schal von Josefine hängt noch immer in meiner Erinnerung – ein Zeichen dafür, dass manche Dinge nie vergessen werden.