Fünf Jahre nach dem Anschlag in Hanau: Trauer und Kritik
Am Mittwoch findet in Hanau eine Gedenkveranstaltung statt, die an den rechtsextremen Anschlag vor fünf Jahren erinnert, bei dem der 43-jährige Tobias R. aus rassistischen Motiven neun Menschen ermordete, bevor er seine Mutter und sich selbst tötete. Unter dem Motto „Gemeinsam gedenken für Zusammenhalt und Zukunft“ kommen Angehörige und Unterstützer zusammen, um der Opfer zu gedenken. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird sprechen.
Im Vorfeld der Feierlichkeiten äußerte der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) seine Besorgnis. Er betonte, dass die Opfer und der Tag in den Köpfen der Menschen lebendig bleiben müssen. Die Tat sei eine eindringliche Erinnerung daran, dass engagierter Einsatz für Frieden und gegen Rassismus und Extremismus nötig sei. Kaminsky verwies auf die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft und forderte dazu auf, sich an die Prinzipien des Grundgesetzes zu halten und respektvoll miteinander umzugehen.
Staatsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) warf die Frage nach der Zunahme rechtsextremer Kriminalität auf und betonte, dass diese im Jahr 2024 Höchststände erreicht hätte. Zudem merkte sie an, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland „große Angst“ hätten, als nächstes Opfer von rassistischen Gewalttaten zu werden. Diese Ängste sind besonders nach dem Anschlag in Hanau spürbar, bei dem die neun Ermordeten stellvertretend für 21 Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland stehen.
Der Opferbeauftragte Roland Weber wies darauf hin, dass das Gedenken an die Opfer auch eine Mahnung im Hinblick auf Rassismus und Diskriminierung sein müsse. Bundesjustizminister Volker Wissing ergänzte, dass rechtsterroristische Taten wie die von Hanau eine Bedrohung für die offene und diversen Gesellschaft darstellten.
Trotz des fünfjährigen Gedenkens gab es eine kritische Stimme zur öffentlichen Aufmerksamkeit, die im Laufe der Jahre abgenommen zu haben scheint. Newroz Duman, Sprecherin der Initiative 19. Februar, die Angehörige und Unterstützer versammelt, bemängelte, dass in den ersten Jahren deutlich mehr Menschen auf das Geschehen aufmerksam gemacht wurden. Dennoch sind viele Menschen in Deutschland weiterhin aktiv und engagiert im Gedenken an die Opfer. Bei einer vorhergehenden Demonstration nahmen bereits rund 1.000 Personen teil, um gegen Rassismus und Extremismus zu protestieren.
Die Initiative 19. Februar hatte in diesem Jahr nicht zur Großdemonstration aufgerufen, da die gesellschaftliche Aufmerksamkeit nicht hoch genug erschien. Duman erinnerte an die Proteste des Vorjahres, bei denen Hunderttausende gegen radikale Rechte auf die Straße gingen.
Ein weiterer Punkt der Kritik bezieht sich auf die Aufarbeitung der Tat und die Bemühungen um Gerechtigkeit, die laut Duman weiterhin unzureichend sind. Mehrere Angehörige versuchten mit Strafanzeigen gegen die angeblichen Versäumnisse der Polizei nach der Tat vorzugehen, jedoch wurden diese abgelehnt.
Die Stadt Hanau hat sich nun schließlich auf einen Standort für ein Mahnmal geeinigt, das sich in der Nähe der beiden Tatorte befinden wird. Der Vorschlag für den Marktplatz wurde zurückgewiesen, da die Stadt dort keine geeignete Stelle sah. Einige Hinterbliebene, wie Armin Kurtovic, äußerten sich unzufrieden mit der Entscheidung und forderten eine andere Lösung.
Die Hoffnung auf Aufklärung und Verantwortung bleibt unter den Hinterbliebenen stark. Duman von der Initiative 19. Februar betont, dass es darum gehe, aus der Vergangenheit zu lernen und nicht zuzulassen, dass sich ähnliche Tragödien in der Zukunft wiederholen können.