Gastgewerbe unter Druck: Höhere Preise könnten bevorstehen

Gastgewerbe unter Druck: Höhere Preise könnten bevorstehen

Berlin. Die Freude am Reisen und das Gastgewerbe sehen sich aktuell mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Trotz einiger positiver Auslastungszahlen kämpfen viele Hotels und Restaurants in Deutschland mit finanziellen Schwierigkeiten. Eine spezielle Analyse der Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), die dieser Redaktion exklusiv vorliegt, zeigt alarmierende Trends auf.

Dem Bericht zufolge melden rund 60 Prozent der im Gastgewerbe tätigen Unternehmen eine prekäre finanzielle Situation. Dies entspricht einem Anstieg von sieben Prozent im Vergleich zur Umfrage im Herbst des vorigen Jahres. Aktuell betrachten nur 21 Prozent der Betriebe ihre Lage als „gut“, während 29 Prozent eine negative Einschätzung abgeben. „Damit sinkt die Branche von einem positiven Saldo von vier Punkten im Herbst 2024 auf nun minus acht Punkte“, wird in der Sonderauswertung vermerkt. An der Umfrage nahmen bundesweit 2500 Unternehmen aus dem Tourismussektor teil.

Die Beherbergungsbetriebe sind am stärksten betroffen. Hier zeigt sich ein Rückgang des Saldos von plus sechs im Herbst 2024 auf minus neun Punkte zu Beginn dieses Jahres. Als Hauptursachen für die eingetrübte Geschäftslage sowie die pessimistische Perspektive werden hohe Kosten für Energie, Personal und Lebensmittel genannt. Nahezu 79 Prozent der gastgewerblichen Unternehmen identifizieren steigende Preise für Energie und Rohstoffe als bedeutendes Geschäftsrisiko, und 73 Prozent verweisen ebenfalls auf hohe Arbeitskosten.

In Anbetracht der hohen Personalkosten und unsicherer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen planen 23 Prozent der Unternehmen im Gastgewerbe, Stellen abzubauen, während lediglich sechs Prozent eine Aufstockung der Mitarbeiterzahl in Betracht ziehen.

Obwohl die Branche von den Rekordzahlen bei Übernachtungen im letzten Jahr profitieren sollte – laut den Daten des Statistischen Bundesamtes gab es 2024 insgesamt 496,1 Millionen Gästeübernachtungen – zeigen elf Prozent der befragten Reisevermittler eine Verschlechterung der Geschäftslage an. Die Reiselust der Deutschen hat etwas nachgelassen, bleibt jedoch weiterhin auf einem hohen Niveau, so die DIHK.

Die Margen der Betriebe sind aufgrund der hohen Kosten nach wie vor stark angespannt. Daher ziehen viele Unternehmen in Erwägung, Preissteigerungen an ihre Kunden weiterzugeben, um die Rentabilität zu sichern. Zudem üben sich viele Verbraucher aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit in Konsumzurückhaltung – 42 Prozent der gastgewerblichen Betriebe betrachten die Inlandsnachfrage als Risiko.

„Die Lage in vielen Unternehmen ist besorgniserregend. Trotz voller Häuser kämpfen zahlreiche Betriebe ums Überleben“, so Dirk Binding, Tourismusexperte der DIHK. „Das tatsächliche Problem ist nicht der Mangel an Nachfrage, sondern die stark gestiegenen Kosten.“

Zudem zeigt die Umfrage, dass immer mehr Gastronomen insolvibel sind. „Wenn Kneipen und Restaurants einmal schließen, bleiben sie in der Regel dauerhaft geschlossen. Das führt zu einem Verlust wertvoller Arbeitsplätze und sozialer Begegnungsorte. Besonders in ländlichen Gebieten sinkt dadurch auch die Standortqualität“, fügte Binding hinzu. Die DIHK fordert daher eine Entlastung für die Wirtschaft hinsichtlich Kosten und Bürokratie.

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