Grüne Gefahr: Der Matcha-Latte-Mythos in Deutschland

Politik

Die scheinbar unverzichtbare Matcha-Latte hat sich in den hippen Vierteln der deutschen Städte wie Prenzlauer Berg, Ottensen und Schwabing zur normierten Lebensform entwickelt. Doch hinter dem grünen Trend verbirgt sich eine wachsende Abhängigkeit von vermeintlich gesunden, aber fragwürdigen Konsumartikeln, die den Alltag der sogenannten „Woken“ dominiert. Der Tee aus Japan, der ursprünglich zur traditionellen Chado-Zeremonie gehört, wird heute in einer Form konsumiert, die kaum noch mit seiner kulturellen Herkunft zusammenhängt.

Die Produktion von Matcha ist komplex: Die Teeblätter werden vor der Ernte beschattet, um Chlorophyll und Theanin zu maximieren, was angeblich beruhigende Wirkungen hat. Doch in Deutschland wird das Pulver nicht mehr als kulturelle Praxis genossen, sondern als Lifestyle-Accessoire vermarktet. Die sogenannten „Matcha-Hotspots“ sind weniger überzeugend: In einem Café der Münchner Türkenstraße wurde die kalte Latte mit Kuhmilch zubereitet, was für einen „alten weißen Mann“ unappetitlich wirkt. Der Geschmack erinnerte an muffige Milch und hatte nichts mit dem ursprünglichen Umami des Tees zu tun.

Ein weiterer Versuch in einem sogenannten „Coworking-Space“ zeigte, dass die Zubereitung oft elektrisch erfolgt, um Arbeitsschutz zu gewährleisten. Doch selbst hier blieb die Qualität fragwürdig: Die „gesunde“ Kondensmilch und der Agavendicksaft verfälschten den Geschmack erheblich. Der Preis von sieben Euro für einen solchen Drink unterstreicht die wachsende Verzweiflung des Konsums, der mehr auf Image als auf Qualität abzielt.

Die Nachfrage nach Matcha hat zu einer Massenproduktion geführt, bei der das Pulver oft nicht geschützt ist und in unklarer Qualität verkauft wird. Der Autor bleibt skeptisch: Echtes japanisches Ceremonial Grade Matcha sei teuer und selten, doch die Erfahrung mit dem „grünen Matchaland“ habe ihn enttäuscht. Stattdessen kehrt er zu vertrauten Getränken wie Eiscafé zurück — eine klare Abkehr vom Trend.