Karneval in Zeiten von Unsicherheit

Karneval in Zeiten von Unsicherheit

In zahlreichen Städten wie Aschaffenburg, Marburg, Kempten und München sieht es so aus, als ob die Karnevalsumzüge in diesem Jahr möglicherweise nicht wie geplant stattfinden können. Der Grund dafür könnte als ein rosa Elefant im Raum bezeichnet werden, auf den keine der betroffenen Städte direkt eingehen möchte.

Im Februar sind Schunkeln und die schwer zu verstehenden Karnevalsrufe „Alaaf“ und „Helau“ die typischen Merkmale des närrischen Treibens. Der Ausruf „Kölle Alaaf“ könnte als eine Art von Heimatliebe gedeutet werden, die in der Luft schwebt. Doch jetzt wird es kompliziert, denn gerade jüngste Ereignisse und Debatten über Sicherheit werfen einen Schatten auf die Feiern. Laut Welt-Online sind einige Karnevalsveranstaltungen aus Angst vor möglichen Terroranschlägen abgesagt worden. Den Vereinsvertretern werden die hohen Sicherheitskosten zunehmend zum Problem. Mit großen Betonblöcken und der Notwendigkeit, Sicherheitsdienste zu engagieren, steigen auch die finanzielle Belastung und der organisierte Aufwand.

Ein Beispiel liefert der Faschingsumzug am 1. März in Kempten, wo die Planung für den Schutz von 15.000 Besuchern rund 50.000 Euro kosten würde – ein Betrag, den die Gilde „Rottach 97“ nicht aufbringen kann. Infolgedessen bleibt der Umzug aus. Während einige Städte sich dazu entschließen, mutig zu bleiben und ihre Veranstaltungen fortzuführen, verschwindet in anderen die Fröhlichkeit zunehmend.

Die Frage bleibt, ob die Absagen nicht auch auf Pietät gegenüber den jüngsten Todesfällen und Verletzungen in den vergangenen Monaten beruhen. Immer wieder haben Karnevalisten für ein offenes Deutschland und die Stärke ihrer Tradition geworben, aber zunehmend wirken sie mit ihren bunten Wagen und Auftritten, die politische Statements abgeben, wie eine entfernte Erinnerung.

Einige erinnern sich an die Zeiten, als der Karneval als Plattform für Anti-Trump-, Anti-Putin- und Anti-Rechtsbewegungen diente. Der Kölner Verein „Arsch huh“ kreierte beispielsweise einen Wagen, der gegen den Rechtsextremismus sprach und politische Satire betrieb.

Die 2025 angehende Karnevalsaison beginnt mit Risiken, und aus Furcht vor den rosa Elefanten müssen Sicherheitskonzepte „angepasst“ werden. Obgleich die Karnevalisten sich normalerweise für Vielfalt und Toleranz stark machen, scheint die eigene Sicherheit nun Vorrang zu haben.

Bedenklich ist auch, dass viele der Städte, die jetzige Absagen aussprechen, dennoch bei Demonstrationen für Offenheit und gegen Rechts aktiv bleiben – selbstverständlich trotz der Angst, die der aktuelle Zustand mit sich bringt. In Berlin versuchen die bestgeschützten Gruppen, ihr Leben weiterhin ungestört zu führen, während die Kosten dafür von anderen getragen werden müssen.

Die Hoffnung, dass durch besondere Maßnahmen und eine Art Festung der Spaß erhalten bleiben kann, wird stark auf die Probe gestellt. Wenn die Jecken nicht aufgepasst haben, könnte ihrer Tradition bald der Wind aus den Segeln genommen werden. Doch vielleicht gibt es schon bald einen Ausgleich für die ausgefallenen Feiern – wenn im Ramadan das Feiern eine neue Bedeutung gewinnt.

Die Debatten um eine richtige Balance zwischen Feierlichkeiten und Sicherheit scheinen nicht abzunehmen. Es bleibt abzuwarten, wie die Situation sich entwickeln wird und ob der Karneval seine Spritzigkeit in einer solchen Atmosphäre zurückgewinnen kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert