Karnevalsumzüge unter dem Schutz der Technologie
Berlin. Der jüngste Vorfall in München, bei dem ein Mann in eine Demonstration der Gewerkschaft Verdi fuhr und dabei mindestens 36 Menschen verletzte, wirft ernste Fragen zur Sicherheit bei öffentlichen Veranstaltungen auf. Mit dem bevorstehenden Karneval, der durch zahlreiche deutsche Städte zieht, wird das Thema umso drängender. Wie kann Künstliche Intelligenz dabei unterstützen, derartige Ereignisse sicherer zu gestalten?
Jonas Timm, der Pressesprecher von Securitas, Deutschlands größter privater Sicherheitsfirma, erklärt, dass mobile Veranstaltungen wie Karnevalsumzüge deutlich andere Herausforderungen mit sich bringen als stationäre Events, die in einem abgegrenzten Bereich stattfinden. Er hebt hervor: „Für statische Veranstaltungen habe ich die Kontrolle und kann Störer rechtzeitig entfernen. Bei Karnevalswagen gibt es etwa Straßensperren, wodurch die Städte gezielte Sicherheitsmaßnahmen ergreifen können.“
Worin bestünde eine geeignete Lösung für die Vorfälle wie in München? Timm sieht den Schlüssel in der Videoüberwachung und deren Verwendung auf mobilen Veranstaltungen. „Technologie, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz potenzielle Gefahren oder auffällige Bewegungsmuster erkennt, kann frühzeitig warnen. Es gibt auch Möglichkeiten zur automatischen Erkennung von Gesichtern und Kennzeichen, jedoch sind hier strenge rechtliche Rahmenbedingungen einzuhalten.“
Christian Huber, Vizepräsident der Polizei München, ergänzt, dass die Sicherheitskräfte immer die geltenden Gefährdungslagen analysieren und daraufhin die entsprechenden Maßnahmen ergreifen. Bei Umzügen sind in der Regel Polizeifahrzeuge am Anfang und Ende des Zuges stationiert, was oftmals eine Verkehrsabsperrung notwendig macht.
Für den optimalen Schutz mobiler Veranstaltungen, auch wenn keine vollständige Absperrung vorhanden ist, identifiziert Timm vier wichtige Aspekte. Zunächst ist qualifiziertes Sicherheitspersonal unerlässlich, das über die notwendige Ausbildung und Erfahrung in der Absicherung von Großereignissen verfügt. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Veranstaltern, staatlichen Sicherheitsbehörden und Sicherheitsdienstleistungsunternehmen ist ebenfalls entscheidend für die Entwicklung eines effektiven Sicherheitskonzepts.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Vorbereitung und Planung durch erfahrene Sicherheitsberater, die mögliche Gefahrenszenarien im Voraus analysieren. Dies wird ähnlich gehandhabt wie bei der Planung von Staatsbesuchen, bei denen die Routen von hohen Persönlichkeiten durch Städte strategisch vorbereitet werden.
Der letzte Aspekt ist die technische Ausstattung, insbesondere moderne Kameratechnik. Timm äußert, dass intelligente Videoüberwachung und der Einsatz von mobilen Videotürmen sowie Drohnen beim bevorstehenden Straßenkarneval von Vorteil sein könnten. Dennoch macht er deutlich: „Eine absolute Sicherheit gibt es nicht. Es wäre falsch zu suggerieren, dass man mit bestimmten Maßnahmen auf staatlicher oder privater Ebene einen Vorfall wie in München ganz verhindern kann.“