Paläontologen decken Urzeit-Raubtier dank Zahnabdruck auf

Paläontologen decken Urzeit-Raubtier dank Zahnabdruck auf

Hamburg. Auf einem Halswirbelknochen eines Flugsauriers in Alberta wurden wichtige Bissspuren gefunden, die den Paläontologen halfen, den möglichen Täter zu identifizieren. Fortschritte in der Paläontologie, begleitet von innovativen Technologien, ermöglichen es Forschern, selbst aus einem winzigen Zahnabdruck bedeutende Informationen über das Raubtier abzuleiten, das ihn hinterlassen hat. Diese Erkenntnisse lassen letzte Szenen aus der Zeit vor etwa 76 Millionen Jahren im heutigen Dinosaur Provincial Park in der kanadischen Provinz Alberta lebendig werden.

Der Dinosaur Provincial Park erstreckt sich über etwa 74 Quadratkilometer und liegt malerisch in den Badlands des Red Deer River. Er zählt zu den bedeutendsten Fundstätten für Dinosaurierfossilien weltweit. Bereits etwa 500 Dinosaurierfossilien, die auf mindestens 39 verschiedene Arten zurückzuführen sind, wurden hier entdeckt. Besonders ins Auge fallen die gut erhaltenen Fossilien, die wertvolle Einblicke in die Ökosysteme der späten Kreidezeit bieten. Der Park wurde 1979 zum UNESCO-Welterbe ernannt und enthält zudem verschiedene geologische Formationen, die wichtige Informationen über die Erdgeschichte liefern.

Ein Team unter der Leitung von Caleb Brown vom Royal Tyrrell Museum of Palaeontology hat im Dinosaur Provincial Park nun einen Halswirbel entdeckt, der einem jungen Pterosaurier zugeordnet werden kann. Diese fossilisierte Struktur, die einen hervorragend erhaltenen Zahnabdruck aufweist, zog aufgrund ihrer wissenschaftlichen Bedeutung große Aufmerksamkeit auf sich.

In Anbetracht der geschätzten Flügelspannweite von etwa zwei Metern wird angenommen, dass es sich um ein juveniles Exemplar der Art Cryodrakon boreas handelt. Erwachsene dieser Art, die zur Gruppe der Azhdarchiden gehören, konnten eine beeindruckende Spannweite von bis zu zehn Metern erreichen und wiesen eine Körpergröße auf, die der einer Giraffe ähnelte. Cryodrakon boreas lebte vor etwa 76,7 bis 74,3 Millionen Jahren im späten Kampanium der Kreidezeit.

Der Zahnabdruck, der 4,4 Millimeter breit und 3,7 Millimeter tief ist, lieferte erste Anhaltspunkte über den möglichen Verursacher. „Die potenziellen Urheber der Bissspuren sind auf Champsosaurier, Krokodile und eventuell die Eckzähne von Säugetieren begrenzt“, erklärt Caleb Brown die wissenschaftliche Herangehensweise. Moderne Vergleichsanalysen lassen jedoch vermuten, dass Champsosaurier und Säugetiere als mögliche Täter ausgeschlossen werden können. Daher gehen die Wissenschaftler davon aus, dass ein urzeitliches Krokodil wie Leidyosuchus canadensis oder Albertochampsa langstoni als wahrscheinlichster Täter in Frage kommt.

„Wir können nicht eindeutig sagen, ob der Pterosaurier zum Zeitpunkt des Bisses lebte oder schon tot war“, betont Brian Pickles von der University of Reading. Ein wahrscheinliches Szenario wäre, dass das Krokodil den Pterosaurier angriff, während dieser sich in der Nähe eines Gewässers aufhielt, möglicherweise um zu trinken – eine jagdtypische Strategie von Krokodilen.

„Sollten weitere ähnliche Funde gemacht werden, könnte dies Aufschluss über eine umfassendere ökologische Interaktion zwischen diesen Tierarten geben. Pterosaurierknochen sind äußerst zerbrechlich – daher ist es äußerst selten, Fossilien zu finden, an denen ein anderes Tier eindeutig zugebissen hat. Die Tatsache, dass es sich um ein Jungtier handelt, macht diesen Fund besonders bemerkenswert“, schreiben Brown und sein Team und werten den außergewöhnlichen Fund als kleines Wunder.

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