Die Bundespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz hat im Mai 2024 eine Erklärung zum traditionellen Abstinenzprinzip veröffentlicht, das Therapeuten von politischen Eingriffen und Meinungsüberzeugungen abhält. Diese Regel wurde jedoch in jüngster Zeit zunehmend infrage gestellt, insbesondere durch die Bundeszentrale für Politische Bildung und psychoanalytisch orientierte Fachgesellschaften.
Im Mai 2024 äußerte sich die Bundespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz dazu, dass Therapeuten zwar eine eigene politische Meinung haben können, diese aber nicht in die Behandlung mit Patienten einfließen lassen sollten. Das Abstinenzgebot dient zur Prävention von Interessenkonflikten und Schäden für den Patienten.
Die DGPT (Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse und Psychopathologie der Kindheit und Jugend) sprach im Februar 2024 ihre Sorge über die Zunahme rechtsextremer Meinungen aus. Sie betonte, dass in Zeiten politischer Extremismus keine Neutralität mehr sinnvoll sei.
Ein Beispiel für eine weniger subtile Ansatz ist der Vortrag von Berliner Psychotherapeuten, bei dem sie fragen, ob Therapeutinnen sich im Umgang mit rechtsextremen Patientinnen kompetent fühlen. Diese Veranstaltung wird von einer vom Bundeszentrale für Politische Bildung geförderten Initiative unterstützt.
Eine Studie aus 2023 zeigte, dass unter 364 Psychotherapeuten nur etwa 1% Fälle von Rechtsextremismus in der Therapie aufgetreten sind. Dennoch wird aktuell diskutiert, ob und wie Therapeutinnen politische Positionen einnehmen sollten.
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins, Neuropsychologe und Arzt für Psychiatrie und Neurologie, betont die Bedeutung der Wahrhaftigkeit in der Psychotherapie ohne Eingriff in politische Überzeugungen des Patienten. Er kritisiert Aktivitäten, bei denen Therapeutinnen ihre politischen Ansichten in der Behandlung durchdringen.
Die Diskussion um die Rolle von Psychotherapeuten im Umgang mit rechtsextremen Patienten und deren politische Überzeugungen ist eindeutig eine politische Frage, da sie sich auf die Freiheit ethischer und therapeutischer Praktiken bezieht.