Schicksal eines Traditionsvereins: HSV Barmbek-Uhlenhorst kämpft in der Landesliga
Hamburg. Der Verein „mitten inne Stadt“ hat weiterhin Schwierigkeiten, sich aus der Landesliga zu befreien. Es gibt verschiedene Faktoren, die diese Situation beeinflussen – aber ein neuer Kurs könnte dem Club zumindest Stabilität bringen.
Kurz vor dem Anpfiff herrscht im Stadion an der Dieselstraße eine gewohnt lebhafte Stimmung. Die Klänge des Liedes „Mein letztes Geld geb‘ ich für Fußball aus“ von Tony erklingen aus den Lautsprechern, während sich etwa 250 Fans auf der Haupttribüne einstimmen. Ihr Ziel: den siebten Heimsieg der Saison einfahren.
Auch Lotto King Karl, der ehemalige Stadionsprecher des HSV, ist unter den Zuschauern und sorgt mit seinem Hit „Mitten in Barmbek“ für zusätzliche Begeisterung. Leider erfüllen sich die Hoffnungen der Anhänger nicht. In einer spannenden Partie in der sechstklassigen Landesliga Hammonia müssen sich die Barmbek-Uhlenhorster Fans mit einem Unentschieden begnügen, da die Gäste vom Bramfelder SV in der 87. Minute den Ausgleich zum 3:3 erzielen.
Der HSV Barmbek-Uhlenhorst, kurz „BU“ genannt, bleibt im grauen Mittelfeld auf dem zehnten Rang. Trainer Michael Koss (36) äußert, dass das Unentschieden letztlich gerecht sei, auch wenn es aus Spielsicht unglücklich verlief. Er ist sich der Herausforderungen bewusst: Wenn nicht bald ein erstaunliches Fußball-Wunder geschieht, wird BU die vierte Saison in Folge in der sechsten Liga verbringen.
Doch was sind die Hintergründe dieser stagnierenden Entwicklung? Wie kann ein traditionsreicher Verein mit 1100 Mitgliedern in der Fußballabteilung und einem ansprechenden Stadion nicht in die höchste Amateurklasse, die Oberliga Hamburg, aufsteigen? Die glanzvollen Zeiten des Clubs, der einst in der Zweiten Liga spielte, sind lange vorbei. Nachdem man 1975 mit Schulden von 500.000 Euro in die Amateurklasse abstieg, war die finanzielle Situation des Vereins ein großes Thema.
Die Rettung kam durch kreative Spendenaktionen, etwa die Veröffentlichung einer Langspielplatte mit dem Titel „Stars singen für BU”, der Einnahmen generierte. Bekannte Künstler wie Roberto Blanco und Cindy & Bert trugen zur Finanzierung bei, während der Song von Manfred Oberdörffer, besser bekannt als Tony, zum Vereinslied avancierte.
Sportlich hielt sich BU in den folgenden Jahrzehnten oft in der fünften Klasse, leistete sich jedoch zwischen 2012 und 2015 einige erfolgreiche Jahre und holte sogar den Hamburger Pokal, was zur Teilnahme am DFB-Pokal führte. Unter Trainer Marco Stier gelangen bemerkenswerte Leistungen, und Spieler wie Elias Saad sorgten für Furore.
Was jedoch den Absturz von einem Titelaspiranten zu einem Landesligisten erklärt, ist der Vorfall kurz vor der Saison 2021/22. Marco Peters, der im April 2021 als Leiter der Geschäftsstelle anfing, spricht vorsichtig über die damalige finanzielle Notlage, die durch Missbrauch von Fördergeldern für Jugendmannschaften entstanden war. Das Finanzamt leitete eine umfassende Prüfung ein, was zu einer erheblichen steuerlichen Nachzahlung führte.
Die drastischen Konsequenzen waren eine vollständige Streichung der Gelder für Trainer und Spieler vor der Saison 2021/22. Dennoch kämpfte das Team weiter, fiel jedoch nach einem guten Start in eine anhaltende Leistungsschwäche und stieg in der Corona-Abstiegsrunde ab.
In der Landesliga hält der finanziell angeschlagene Verein Kurs, zahlt jedoch weiterhin an die Spieler nichts. Peters betont die Vorteile dieses neuen Weges und die Stabilisierung des Vereins. Auch Koss bekräftigt, dass diese Strategie der richtige Ansatz sei, um die Abhängigkeit von teuren Spielern zu vermeiden.
Trotz der Schwierigkeiten bleibt die Fanbasis loyal, und auch in dieser Saison, in der der Tabellenplatz nicht glorreich ist, sind die Anhänger dem Verein treu. Peters erklärt, dass das Umfeld den eingeschlagenen Kurs unterstützt und die Fans weiterhin für eine kämpferische Mannschaft sind.
Es bleibt abzuwarten, wann der HSV Barmbek-Uhlenhorst wieder das Niveau der Oberliga Hamburg erreichen kann. Fest steht, dass eine weitere finanzielle Krise vermieden werden soll.