Titel: Politiker Reue über Kinderfreundlichkeit im Ersten Lockdown
Vor fünf Jahren beendeten die Berliner Regierung und Senat unter der rot-rot-grünen Koalition Schulen, Sportplätze und Kinos in einer ersten rigorosen Maßnahme gegen das Coronavirus. Im Rückblick kritisieren führende Mitglieder dieser Regierung ihre damaligen Entscheidungen. Insbesondere Michael Müller (SPD), Elke Breitenbach (Die Linke) und Silke Gebel (Grüne) ziehen ein selbstkritisches Fazit: Die Interessen von Jugendlichen wurden zu wenig berücksichtigt.
„Wir haben den Kindern da viel Schlimmes angetan“, sagt Elke Breitenbach eindringlich. „Viele junge Menschen erlebten die Pubertät ohne Freizeitaktivitäten und soziale Kontakte.“ Michael Müller fügt hinzu: „Wir müssen uns entschuldigen, dass wir damals nicht genug auf sie achteten.“
Die Politiker erinnern sich an den Schock von Frühjahr 2020. Experten wie Virologe Christian Drosten zeigten ihnen das Ausmaß der Pandemie. „Wir mussten gegen einen unsichtbaren Feind kämpfen“, erklärt Silke Gebel, ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen.
Bereits im März 2020 schlossen die Berliner Regierung Schulen und kulturelle Einrichtungen. Anschließend folgte eine Reihe von Maßnahmen wie Maskenpflicht und Kontaktbeschränkung, die sich oft als zu rigoros erwiesen haben.
„Wir mussten immer wieder zwischen Lockerheit und Starrheit entscheiden“, sagt Müller bedauernd. „Viele junge Erwachsene waren damals ohne Freizeit aktivitäten, Uni oder Arbeit.“ Gebel kritisiert hingegen das zeitweilige Schließen von Spielplätzen als übertrieben.
Die Politiker schlagen nun vor, Enquetekommissionen einzurichten, um die Pandemiepolitik zu bewerten. Sie betonen aber auch: „Die Wissenschaft und viele Eltern forderten damals auch strenge Maßnahmen.“
Ein zentrales Anliegen bleibt die Aufarbeitung der Krise für künftige Krisenmanagement: „Wir müssen besser vorbereitet sein“, so Gebel.