Union der Konservativen CDU und CSU: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Union der Konservativen CDU und CSU: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Berlin. Bei Bundestagswahlen treten die CDU und die CSU in gemeinsamer Formation als Union auf. Doch was liegt hinter der Existenz von zwei konservativen Parteien? In welcher Hinsicht differenzieren sie sich voneinander? Fast keine andere politische Gruppierung hat in Deutschland so oft die Bundesregierung gebildet wie die Union aus CDU und CSU. In der letzten Legislaturperiode war Angela Merkel für 16 Jahre an der Spitze der Bundesrepublik. Nach dem Scheitern von Armin Laschet als Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 2021 fand sich die Union jedoch in der Opposition wieder. Unter der Führung von CDU-Chef Friedrich Merz gibt sie sich jedoch entschlossen, das Kanzleramt zurückzuerobern.

Wofür steht die Union? Welche Ambitionen verfolgt die letzte große Volkspartei in Deutschland? Und wieso gibt es eigentlich zwei konservative Parteien, die sich unter einem gemeinsamen Banner versammeln? Der folgende Steckbrief klärt auf.

Friedrich Merz übt seit dem 15. Februar 2022 den Vorsitz der CDU aus. Er setzte sich bei einem digitalen Parteitag gegen Norbert Röttgen und Helge Braun durch. Merz folgte dem ehemaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet nach, der im Januar 2021 den CDU-Vorsitz erlangte, jedoch im selben Jahr das schlechteste Wahlergebnis in der Geschichte der Union zu verantworten hatte. Infolgedessen trat Laschet zurück.

Die CSU wird seit dem 19. Januar 2019 von Markus Söder geführt. Der bayerische Ministerpräsident war der einzige Kandidat und wurde von den Delegierten mit 87,4 Prozent der Stimmen gewählt. Bei einem Sonderparteitag im September 2023 erhielt Söder unglaubliche 96,6 Prozent der Stimmen zur Bestätigung seines Amtes.

Die Ursprünge von CDU und CSU reichen bis nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Nach dem Niedergang der nationalsozialistischen Diktatur entstanden in verschiedenen deutschen Städten unabhängig voneinander Parteigruppen. Berlin, Köln und München waren dabei zentrale Standorte. In Bad Godesberg einigte man sich 1945 auf die Namen: Während die bayerischen Vertreter auf „Christlich Soziale Union“ bestanden, entschied sich der Rest für „Christlich Demokratische Union“.

Der Zerfall in unterschiedliche Besatzungszonen machte es jedoch kompliziert, die Gruppen zu einer gemeinsamen Bundes-CDU zu vereinen. Als erste schlossen sich 1946 die Landesverbände der CDU in der britischen Zone zu einem Zonenausschuss zusammen, und Konrad Adenauer wurde zum Vorsitzenden gewählt. Er initiiert auch die Schritte zur Einigung mit der CSU im Alliierten Kontrollrat.

Die Landesvorsitzenden von CDU und CSU konnten sich jedoch nicht auf ein gemeinsames Programm oder einen Namen einigen, was zur Gründung einer Arbeitsgemeinschaft führte. Diese war quasi der Vorläufer der gemeinsamen Bundestagsfraktion, die nach der Wahl 1949 ins Leben trat. Konrad Adenauer wurde Erster Bundeskanzler, allerdings nicht als Vorsitzender einer Bundes-CDU, da diese erst 1950 gegründet wurde – ohne die CSU, die auf ihre Eigenständigkeit bestand. Heute operieren CDU und CSU auf Bundesebene als Union und auf den Landesebenen als Schwesterparteien.

Wie es unter Geschwistern oft der Fall ist, gab es auch zwischen CDU und CSU immer wieder Streitigkeiten, besonders unter dem damaligen CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß. Dieser liebäugelte mehrfach mit der Gründung einer vierten Partei, um die CSU über die bayerischen Grenzen hinaus zu erweitern. 1976 versuchte die CSU, eine eigene Fraktion im Bundestag zu etablieren, was die CDU unter Helmut Kohl mit der Androhung eines eigenen bayerischen Landesverbandes konterte. Auch während der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 traten Spannungen innerhalb der Union zu Tage.

Die CDU hat ihren Sitz im „Konrad-Adenauer-Haus“ in Berlin, das 2000 von Angela Merkel eingeweiht wurde. Zuvor war die Parteizentrale in Bonn ansässig. Der Umzug nach Berlin erfolgte im Zuge des Regierungsumzugs in den 1990er Jahren.

Stand Dezember 2024 zählt die CDU 363.381 Mitglieder im Durchschnittsalter von 60,8 Jahren. In den letzten Jahren hat die Partei fast 20.000 Mitglieder verloren. Die CSU hat etwa 131.000 Mitglieder und ist damit die drittgrößte Partei Deutschlands, trotz ihrer regionalen Basis nur in Bayern. Die SPD ist mit rund 365.000 Mitgliedern die größte Partei des Landes (Stand 2023).

Unter der während ihrer Amtszeit prägende Kanzlerin Angela Merkel lenkte die CDU stark in die politische Mitte. Ihre Politik beinhaltete auch Elemente, die von SPD oder Grünen stammen könnten, wie den gesetzlichen Mindestlohn und eine liberale Migrationspolitik. Dennoch hinterließ sie keinen klaren Nachfolger, der ihre moderate Linie in der CDU fortsetzen konnte.

Jetzt führt Friedrich Merz, der von Merkel abgelehnt wurde, die Partei und strebt eine markant konservativere Ausrichtung an, insbesondere in Bezug auf Migrationsfragen. Im Wahlprogramm der Union wird wieder der Begriff der „Leitkultur“ verwendet, den Merz vor vielen Jahren in den politischen Diskurs einbrachte. Die CSU zeigt sich in vielerlei Hinsicht konservativer als die CDU, bleibt jedoch innerhalb des demokratischen Spektrums. Trotz erkennbarer populistischer Tendenzen sieht sich die CSU als Verteidiger gegen extrem rechte Parteien und legt Wert auf Themen wie Zuwanderungskontrolle und traditionelle Familienpolitik, um Wähler von der AfD zurückzuholen.

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