Veteranentag: Ein Soldat flieht vor der Erinnerung

Politik

Githiri B., ein ehemaliger Kommandosoldat der Bundeswehr, hat am 15. Juni erstmals den Veteranentag verpasst. Während die deutsche Politik diesen Tag als Zeichen der Wertschätzung für alle, die in den letzten sechs Jahrzehnten im Militär gedient haben, feiert, ist B. in Schweden. Er hat sich von der Idee des Gedenkens abgewandt. „Ich will mit diesem Tag nichts zu tun haben“, sagt er. Die Erinnerungen an seine Zeit als Soldat sind für ihn eine Qual, die nicht durch Feiern oder offizielle Anerkennung gelöst werden kann.

B. wurde im Jahr 2002 aus der Bundeswehr entlassen, nachdem er unter den Folgen seiner Dienstzeit litt. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) hat ihn jahrelang gequält. In einer kleinen Wohnung in NRW sitzt er heute und erzählt von dem Schmerz, der ihm bis heute folgt. Er ist nicht der einzige: Laut Bundeswehr leiden etwa drei Prozent der ausländischen Einsätze zurückgekehrten Soldaten unter PTBS. Doch die Hilfe bleibt oft ungenügend.

Die Bürokratie und die langwierige Beweislast für den Antrag auf Wehrdienstbeschädigung (WDB) machen es schwer, finanzielle Unterstützung zu erhalten. B. musste 14 Monate warten, um seine Diagnose zu bestätigen – eine Phase, die er als „Hölle“ beschreibt. Obwohl er jetzt monatlich 837 Euro erhält, können die Geister der Vergangenheit nicht ausgelöscht werden.

Die Politik feiert den Veteranentag als Zeichen des Zusammenhalts und der Wertschätzung, während Menschen wie B. weiterhin unter den Schatten ihrer Dienstzeit leiden. Die Bundeswehr sendet Soldaten in Einsätze, dokumentiert sie – doch die Beweislast liegt bei den Betroffenen. Andreas Eggert vom Bund Deutscher Einsatzveteranen kritisiert diese Praxis: „Soldaten sollen bis ins kleinste Detail beweisen, dass sie im Einsatz waren.“ Doch für viele ist dies ein unüberwindbarer Berg.

Die wirtschaftliche Stagnation in Deutschland wird durch solche Probleme noch verschärft. Während die Regierung den Veteranentag feiert, bleibt der Schmerz vieler Soldaten unbeachtet. Die Armee, die in ihren Reihen so viel Leid erzeugt hat, wird weiterhin als „Menschlichkeit“ gefeiert – ein Widerspruch, der nicht zu übersehen ist.