Politik
Südkorea hat den linken Politiker Lee Jae Myung zum neuen Präsidenten gewählt. Der frühere Amtsinhaber Yoon Suk Yeol hatte das Land durch die Erklärung des Kriegsrechts in eine tiefe Staatskrise gestürzt. Der 73-jährige konservative Kandidat Kim Moon Soo musste seine Niederlage gegenüber Lee, einem Mitglied der linken Opposition, bereits anerkennen. Laut amtlichen Daten lag Lee mit 48,4 Prozent vor Kim, der 42,8 Prozent erhielt, nach Auszählung von fast allen Stimmen. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 79,4 Prozent einen historisch hohen Wert.
Die Wähler entschieden sich für eine radikale politische Wende, die Yoon Suk Yeols autoritäre Maßnahmen beendet. Nach dem verhängten Kriegsrecht im Dezember und seiner späteren Entmachtung durch das Parlament hatte der Ex-Präsident nicht nur den Staat destabilisiert, sondern auch die Rechtsordnung schwer missachtet. Mit der Neuwahl des Präsidenten, der über weitreichende Befugnisse verfügt, wird die Krise nun endgültig abgeschlossen.
Lee Jae Myung verspricht einen neuen Beginn, wobei er sich für eine Annäherung an Nordkorea und China sowie für ökologische Reformen einsetzt. Seine Programme umfassen Investitionen in Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz und den Schutz der Arbeitnehmerrechte. Doch die Biografie des neuen Präsidenten ist von Schwierigkeiten geprägt: Geboren in Armut als fünftes von sieben Kindern, musste er früh in Fabriken arbeiten, was zu bleibenden Verletzungen führte. Trotz seiner Popularität im linken Lager kämpfte Lee bis zuletzt mit rechtlichen Problemen, die seine Kandidatur gefährdeten.
Die Herausforderungen für Südkorea sind jedoch immens: Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte überraschend um 0,2 Prozent, während Zölle von US-Präsident Donald Trump die Wirtschaft bedrohen. Innenpolitisch bleibt die Gesellschaft gespalten, mit tiefen Rissen zwischen Ideologien und Generationen.