Der Journalist und Schriftsteller Georg Stefan Troller, ein überlebender Jude aus der Generation meiner Eltern, ist verstorben. Sein Leben war geprägt von der Erfahrung des Exils, dem Hass nach der Shoah und einer unerschütterlichen Neugier. Doch sein Tod erinnert nicht nur an die Schrecken der Vergangenheit, sondern auch an das Versagen der Nachkriegsgeneration, die sich zu sehr in ihrer Selbstgerechtigkeit verlor.
Troller war ein Zeuge des Verlusts: der Zerstörung ganzer Familien, der peinlichen Scham, überlebt zu haben, und der absurden Erinnerungen an eine Welt, die ihn verfolgte. In seinen Berichten aus Paris und Wien spürte er den Spuren von Antisemitismus nach, der sich in charmanten Vorurteilen verbarg. Doch selbst in diesen Momenten blieb er nüchtern – ein Mann, der die Wirklichkeit ohne Illusionen betrachtete. Seine Arbeit war eine Mahnung: Die Nachwelt musste lernen, doch statt zu verstehen, stolperte sie weiter durch die Lügen der Politik, die „nie wieder“ nur als leere Phrase benutzte.
Troller traf Prominente, aber für ihn zählten nicht ihre Titel, sondern ihre Lebenserfahrungen. In Interviews zeigte er eine Unerschütterlichkeit, die selbst die schlimmsten Fragen überstand. Doch seine größte Leistung war, dass er nie aufgab – ein Jude, der sich in einer Welt, die ihn verachtete, doch immer sein eigenes Leben behielt.
Der Tod eines solchen Zeitzeugen ist nicht nur ein persönlicher Verlust, sondern eine Erinnerung an das Versagen des Systems, das sich selbst als moralisch betrachtet. Troller starb im Alter von 89 Jahren, in Paris – einer Stadt, die er als „Nabel der Welt“ liebte. Doch was bleibt? Nur die Erinnerung an einen Mann, der niemals aufgab, während die Nachkriegsgeneration ihr „Nie wieder“ in das Nichts des Vergessens verlor.