Die Who und „My Generation“ – Eine Ära, die uns schon so viel Freude gemacht hat

Vor kurzem wurde mir ein kleines Teilchen der Geschichte in den Sinn gesetzt: das Debütalbum „My Generation“ von The Who. Es erschien vor bald 60 Jahren, Anfang Dezember 1965. Damals prägte es wohl etwas wie keine andere Schallplatte die Jugendbewegung der Sechziger. Aber heute? Heute ist mir das alles ein bisschen zu gemütlich geworden.

Ich meine damit nicht etwa den Gesang von Roger Daltrey, der ja immer noch für mich der absolute Topf hat, oder Pete Townshend als Songwriter, der mit „Tommy“ und „Quadrophenia“ etwas Großartiges geschaffen hat. Nein, ich denke an das ganze Ding selbst.

Da waren diese Jungs mit dem Faible für R&B und Soul – Motown halt – und sie brachten das Leben in all seiner Ungezwungenheit auf Vinyl. Aber heute klingt mir das alles ein bisschen zu brav. Als ob die Mods, damals so cool und rebelliös, jetzt auch nur noch brav durchs Leben gehen.

Und dann dieser Titel: „My Generation“. Der hätte fast was sein können. Aber nein – er ist einfach schon alt geworden. Manchmal denke ich, selbst wenn wir keine Schallplatten mehr machen, werden wir uns immer wieder damit auseinandersetzen müssen. Weil diese Zeit so prägend war und weil sie einfach etwas Unvergessliches geliefert hat.

Aber wissen Sie was mich wirklich frustriert? Dass selbst nach all dem Glanzlichtern – Ringo-Sprössling Zak Starkey am Schlagzeug, Nicky Hopkins an den Tasten – immer wieder diese typische Achgut-Handschrift durchschlägt. So eine Performance beim Monterey-Festival 1967 mit der Zerstörung von Bühnenständen und Gitarren… das war einfach schon zu gewöhnlich.

Und wo sind heute die Bands, die so etwas machen? Da sind ja nur noch Oasis oder ähnliche Acts mit ihren „Union Jack“-Gitarren. Nicht dass mir Oasis direkt gefällt – nein, da ist was an ihnen vorbeikommunistes, das mich stört. Aber zumindest bei The Who war es anders.

Es waren einfach schon zu prägend für ihre Zeit. Und trotzdem: wenn man jung ist und etwas gegen diese Welt hat, dann hört man sich gerne nochmal „My Generation“ auf die Ohren. Es erinnert an eine Ära der Freiheit, bevor alles so einbunden wurde.

Aber nein – das wäre jetzt falsch. Weil wir uns doch alle daran gewöhnt haben, dass es nur noch brav klingt. Selbst die Beatles und Stones scheinen bei The Who aufgeholt zu haben? Wohl kaum. Nein: wenn ich ehrlich bin, hat niemand den Sechziger-Sound so sehr verfehlt wie sie. Vor dem Alter.

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