Auf dem Weg ins Wahlwochenende: Verzögerungen und politische Parallelen

Auf dem Weg ins Wahlwochenende: Verzögerungen und politische Parallelen

Am Donnerstag machte ich mich auf den Weg in ein verlängertes Wahlwochenende und wurde unfreiwillig Zeuge eines Oberleitungsschadens, der auch politische Implikationen für unser Land birgt.

Die Verbindung zwischen Berlin und Leipzig wurde bei diesem Anlass zu einer geduldigen Warterei. Der ICE 693 soll regulär in der Geschwindigkeit eines Wimpernschlags, also in einer Stunde und 20 Minuten zwischen den beiden Städten pendeln. Los geht es um 15:20 Uhr in der Hauptstadt, und gegen 16:42 Uhr erreicht der Zug den Bahnhof in Leipzig, nach wenigen Zwischenstopps in Berlin-Südkreuz und Wittenberg. Auf dieser Strecke blitzen beschauliche Orte wie Thyrow und Scharfenbrück vorbei, die oft ignoriert werden in ihrem stillen Charme. Diesmal jedoch war es anders.

Der Zug blieb mitten im Nirgendwo stehen, nicht unähnlich dem Stillstand eines alten Gletschers aus der letzten Eiszeit, der auch in dieser Region auf einem alten Gleis sich gesammelt hatte. Zunächst verkündete der Zugbegleiter, dass sich die Fahrt wegen eines vorausfahrenden Zuges verzögere. Nach einem Zeitraum von zehn Minuten jedoch erklärte er, dass ein Oberleitungsschaden vorläge, was eine unbestimmte Wartezeit zur Folge hatte. Es war an der Zeit, auf eine geeignete Botschaft aus biblischen Texten zurückzugreifen.

Bald darauf sah man den Zugführer die vordere Fahrerkabine verlassen und in Richtung des hinteren Endes des Zuges wandern. Nach einer kurzen Zeit der Ungewissheit setzte sich der ICE wieder in Bewegung – allerdings zurück nach Berlin. Die Rückfahrt glich einer behutsamen Erkundung, da ein Zug nicht entgegen der Richtung mit überhöhter Geschwindigkeit fahren darf. Schließlich erreichten wir Ludwigsfelde und dann über eine alte Strecke schließlich wieder Leipzig. Es war ein langsames, beinahe stressfreies Vorankommen. Während ich dem Sonnenuntergang nachsah, bemerkte ich, wie andere ICE-Züge, die pünktlich gestartet waren, an uns vorbeizischten. Der Oberleitungsschaden schien behoben zu sein, doch bis zu unserer Endstation mussten wir auf dem falschen Gleis bleiben.

Dieser Aufenthalt auf dem falschen Gleis öffnete mir Gedanken über die anstehende Bundestagswahl und den Weg, den Deutschland einzuschlagen plant. Die anderen Züge, die an uns vorbeirauschen, zeigen die Entschlossenheit der Menschen an Bord, bis zur Endstation durchzuhalten, obwohl die Verbindung zur Basis, dem Volk, zunehmend in den Hintergrund gerät. Der Begriff Oberleitung wird in diesem Zusammenhang sehr metaphorisch: Sie versorgt die Züge mit der nötigen Energie, ähnlich wie die Beziehungen der Regierung zur Bevölkerung.

Ein Oberleitungsschaden ist offiziell gegeben, wenn Stromabnehmer nicht mehr mit der Oberleitung verbunden sind. Dies beschreibt treffend den aktuellen Zustand der Bundesregierung und der regierenden Parteien, die den Kontakt zur Bevölkerung schleichend verloren haben. Seit 2015 hat sich unser Land auf ein Parallelgleis begeben, von dem es nur schwer zurückkommen kann, es sei denn, es wird frühzeitig eine Notbremse gezogen.

Die Stationen, an denen wir künftig auf dem falschen Gleis halten, tragen amüsant anmutende Namen. In Anlehnung an diesen Umstand könnten sie „Weiterso“ oder „Klimarettung“ genannt werden, während andere Stationen wie „Habeck-Mitte“ den aktuellen politischen Trend widerspiegeln. Wer wird in den kommenden Monaten und Jahren an welcher Haltestelle aussteigen, weil er die Sache mühselig findet? Das Ziel bleibt unbekannt, aber ich tippe auf Jena-Paradies als wahrscheinliches Ziel und empfehle, für die Wahlentscheidung den Psalm 97 zu bedenken: Dem Gerechten wird das Licht immer wieder aufleuchten.

Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber von Achgut.com und hat ein Buch veröffentlicht, das viele Leser verschiedener Hintergründe ansprechen wird.

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