Franziska Preuß verliert bei Biathlon-WM wertvollen Fokus auf Medaille

Franziska Preuß verliert bei Biathlon-WM wertvollen Fokus auf Medaille

In Lenzerheide zeigt sich erneut, wie schnell im Biathlon alles entschieden sein kann. Franziska Preuß befand sich auf der Überholspur, bis ein Moment der Ablenkung ihr den Goldtraum raubte.

Als die Sonne hinter den majestätischen Graubündner Alpen verschwand, stand Preuß im Zielbereich und reflektierte über ihr Wettkampferlebnis. „Natürlich ist es ärgerlich“, kommentierte die Bayerin ihre zwei Fehler beim letzten Schießen. Zuvor hatte sie im 15-km-Einzelbewerb der Biathlon-WM auf der Überholspur gelegen. Dennoch wollte sie die bisher optimalen Tage in Lenzerheide nicht zu streng beurteilen. „Das ist das, was Biathlon spannend macht. Bis zum letzten Schuss kann alles passieren.“

Jeder weiß, dass sie mit ihrem Kleinkalibergewehr umgehen kann und flink auf den schmalen Skiern unterwegs ist. Neu war jedoch ihr souveräner Umgang mit einem Haarschneider. Als Preuß ihren Wetteinsatz nach dem Verfolgungssieg einlöste, sorgte sie dafür, dass nicht nur ihr eigener Kopf kahlrasiert wurde. Trainer Kristian Mehringer bekam einen Haarschnitt, der ihn stark an Gargamel, den Bösewicht der Schlümpfe, erinnerte. Und über Sverre Olsbu Röiseland prangten ein Blitz und ein Herz auf der Kopfseite. Im Team-Hotel sorgten diese Veränderungen für viel Gelächter.

Fast als eine Hommage der deutschen Trainer wurden diese kreativen Frisuren am Dienstag unter hellgrünen Basecaps verborgen, während die Sonne am Himmel strahlte. Preuß erlaubte scherzhaft, „dass sie sich die Haare am Abend ganz abrasieren dürfen.“ Bevor es dazu kam, wollte sie jedoch noch das Team konsultieren. Ursprünglich war abgemacht worden, während des Rennens keine Zwischenstände zu kommunizieren – Ablenkungen sollten vermieden werden. Unvorhergesehen erfuhr sie kurz vor dem entscheidenden Schießen, dass es um Medaillen ging, und unter Umständen um Gold.

„Das hat mich ein bisschen von meinem Plan abgebracht. Ich habe irgendwie die Konzentration verloren und nicht mehr geschafft, den Schalter wieder umzulegen“, gestand die 30-Jährige. Auch wenn sie sich Zeit für ihre letzten fünf Schüsse nahm, verfehlte sie zweimal das Ziel und musste jeweils eine Strafminute absitzen. Letztendlich kam Preuß auf dem zehnten Platz ins Ziel. Wenn Gedanken abschweifen, selbst die erfahrensten Athleten können dann nicht mehr agieren. Preuß resümierte: „Leider habe ich es nicht mehr aus meinem Kopf gekriegt und bin unruhig geworden.“

Den zweiten WM-Titel in Lenzerheide sicherte sich die Französin Julia Simon. Sie setzte sich trotz einer Strafminute und einen Schießfehler in einer Gesamtzeit von 41:27,7 Minuten vor 6200 Zuschauern durch, gefolgt von der schwedischen Athletin Ella Halvarsson, die fehlerfrei blieb und 37,8 Sekunden zurück lag, sowie der Französin Lou Jeanmonnot, die ebenfalls einen Fehler hatte und 39,2 Sekunden hinter Simon landete.

Die WM-Debütantin Johanna Puff blieb am Schießstand fehlerfrei, büßte jedoch auf der Loipe Zeit ein und landete auf Platz 22. Zufrieden zeigte sie sich hingegen im Vergleich zu Julia Tannheimer. Diese verlief bis zum letzten Schießen fehlerfrei und war auf einem hervorragenden Platz, ehe sie dreimal daneben schoss und schließlich Platz 33 belegte, während Selina Grotian enttäuscht als 46. ins Ziel kam.

Für die Herren steht am Mittwoch eine Chance auf Wiedergutmachung an, nachdem die erste WM-Woche enttäuschend verlief. Mit 29 Schießfehlern in den ersten beiden Wettkämpfen kamen sie nicht in Medaillennähe, und der Leistungsträger Philipp Nawrath musste verletzungsbedingt aussetzen. Die angestrebte Wende wird herausfordernd sein.

Neben Philipp Horn und Danilo Riethmüller werden auch Johannes Kühn und der nachnominierte David Zobel zur ersten Pflicht bei der WM antreten. Zobel, der zuvor die Rennen vor dem Fernseher verfolgt hatte, zeigte sich überrascht, als ihn Männer-Trainer Jens Filbrich informierte, dass noch ein Platz im Einzel zu vergeben war. „Ich habe nullkommanull damit gerechnet“, äußerte der 28-Jährige, der bereits am Montagabend zur Mannschaft stieß und am Dienstag sein erstes Training absolvierte. „Ich habe absolut gar nichts zu verlieren. Die Saison ist eine Achterbahnfahrt. Mein positives Fazit bisher ist: Ich bin immer einmal mehr aufgestanden als auf die Schnauze gefallen. Vielleicht werde ich dadurch mit diesem Rennen belohnt“, freut sich Zobel.

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