Friedrich Merz: Der Polit-Profi auf dem Weg zur Spitze der CDU

Friedrich Merz: Der Polit-Profi auf dem Weg zur Spitze der CDU

Berlin. Jurist, Fraktionsführer und möglicherweise bald Bundeskanzler: Friedrich Merz hat eine bemerkenswerte politische Laufbahn hinter sich. Nach einer Zeit des Rückzugs hat er es geschafft, sich in der Politik zurückzumelden.

Friedrich Merz galt lange Zeit als politisch gescheitert. Nach seinem Rückzug aus dem Bundestag Ende Oktober 2009, bedingt durch eine Niederlage im parteiinternen Machtkampf gegen Angela Merkel, wandte er sich der Anwaltsarbeit zu. Doch der Oktober 2018 brachte eine Wende.

Merz wurde zum Vorsitzenden der CDU, übernahm die Fraktionsführung und kandidierte schließlich für das Kanzleramt. Nach einem erfolgreichen Wahlergebnis für die Union wird er voraussichtlich die nächste Bundesregierung anführen. Doch welche weiteren Informationen gibt es über diesen einflussreichen Politiker? Ein Überblick über Friedrich Merz.

Joachim-Friedrich Martin Josef Merz erblickte am 11. November 1955 in Brilon, Nordrhein-Westfalen, das Licht der Welt. Er ist das älteste von vier Geschwistern in einer westfälisch-hugenottischen Familie. Sein Vater, Joachim Merz, war Jurist und Richter am Landgericht Arnsberg.

Merz’ politische Karriere begann bereits 1972 mit seinem Eintritt in die CDU, wo er bald darauf den Vorsitz der Jungen Union Brilon übernahm. Von 1989 bis 1994 war er Mitglied des Europäischen Parlaments, bevor er in den Bundestag wechselte, dem er bis 2009 angehörte. Dort etablierte er sich unter Wolfgang Schäuble, dem damaligen Parteichef, als Finanz- und Wirtschaftsexperte. Nach Schäubles Rücktritt übernahm Merz den Fraktionsvorsitz, während Angela Merkel die Parteiführung übernahm. Der Machtkampf gegen sie brachte Merz dazu, 2004 seinen stellvertretenden Fraktionsvorsitz niederzulegen.

Als Merkel ihn schließlich nicht in ihr Kabinett berief, war für Merz klar, dass er für eine Weile aus der aktiven Politik verschwinden würde. Er übernahm die Leitung der Atlantik-Brücke, einem Verein, der die transatlantischen Beziehungen fördert, und verdiente seinen Lebensunterhalt als Anwalt und Unternehmensberater.

Sein Comeback begann im Sommer 2018, als Merkel ihren Rücktritt ankündigte. Auch wenn er initial die Wahl zum Parteivorsitz verlor, ließ er sich nicht entmutigen. Nach dem unglücklichen Wahlkampf von Armin Laschet und dem Verlust der Bundestagswahl im Jahr 2021 war der Weg für Merz an die Parteispitze freigemacht. Im Dezember 2021 wählten ihn die Mitglieder der CDU zu ihrem neuen Vorsitzenden.

Was charakterisiert Merz? Seine Biografie bei der Konrad-Adenauer-Stiftung bezeichnet ihn als Figur, die in der Merkel-Ära vielen als Identifikationspunkt diente, und zwar für jene, die mit dem Kurs der CDU unzufrieden waren. Merz wird oft als der Gegenpart zu Merkel gesehen.

Ein bemerkenswerter Politikwechsel fand statt, als Merz 2018 die Gleichstellung von LGBTIQ-Partnerschaften mit traditionellen Ehen unterstützte. Perspektivisch wird Merz jedoch vor der Herausforderung stehen, Investitionen in wichtige Bereiche wie Infrastruktur und Verteidigung zu tätigen, während gleichzeitig die Schuldenbremse beachtet werden muss.

Sein bedeutendster Erfolg besteht darin, die CDU nach der Merkel-Ära wieder zu einem geschlossenen und schlagkräftigen Team geformt zu haben. Die Union besetzt Themen, die auch Wähler der AfD ansprechen könnten, speziell im Hinblick auf die Migrationspolitik, die unter Merkels Führung liberaler war.

Dennoch mangelt es Merz an Erfahrung in der Regierungsführung. Dies könnte sich negativ auf die öffentliche Wahrnehmung seiner Eignung als Kanzler auswirken, nur ein Drittel der Wähler tendiert dazu, ihn direkt für dieses Amt zu wählen (Stand: November 2024).

In gesellschaftspolitischen Themen hat Merz in der Vergangenheit auch kritische Reaktionen ausgelöst. Äußerungen über Jugendliche aus Zuwandererfamilien oder seine Ansichten über ausreisepflichtige Asylbewerber haben für Unmut gesorgt. Seine Entscheidung, 1997 gegen ein Gesetz zu stimmen, das Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe stellt, wurde ebenfalls nicht vergessen.

Die politische Landschaft um Friedrich Merz bleibt dynamisch und seine kommenden Schritte werden mit Interesse beobachtet.

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