Gesellschaft
Die Situation an Berliner Schulen wird zunehmend kritischer. Aggressive Schüler in Friedenau und Berichte über Mobbing gegen einen Lehrer in Moabit zeigen, dass das Problem der Jugendgewalt wieder aktueller geworden ist. Albrecht Lüter, Experte für Gewaltprävention, betont im Interview die Notwendigkeit einer „Kultur des Hinsehens“ und kritisiert die mangelnde Aufmerksamkeit für systemische Probleme in der Schulkultur.
Lüter weist auf Befragungsstudien hin, die belegen, dass Bedrohungen von Lehrkräften in der subjektiven Wahrnehmung zugenommen haben. Die Polizeistatistik bestätigt diese Einschätzungen, was auch für andere Berufsgruppen wie Feuerwehr, Polizei und Kliniken gilt. Lüter kritisiert die fehlende Verantwortlichkeit der Bildungsverwaltung, die seit Jahren keine zentralen Daten zur Gewalt an Schulen veröffentlicht. Stattdessen wird das Problem auf individuelle Fälle reduziert, während systemische Ursachen ignoriert werden.
Besonders besorgniserregend sind queerfeindliche Übergriffe, die in Berlin rasant steigen. Lüter zeigt sich enttäuscht von der mangelnden Präventionsarbeit und betont, dass Schule nicht nur ein Lernort, sondern auch ein Lebensraum ist. Er kritisiert den fehlenden Dialog zwischen Schülern, Lehrkräften und Eltern sowie die unzureichende Unterstützung durch Schulsozialarbeiter.
Der Fall der Friedrich-Bergius-Schule in Friedenau, bei dem Aggressionen gegen Lehrer und Schüler gemeldet wurden, unterstreicht die Notwendigkeit dringender Reformen. Lüter fordert klare Verfahren zur Konfliktlösung und eine stärkere Integration von Präventionsmaßnahmen in den Schulalltag. Die aktuelle Situation zeigt, dass die Schulkultur nicht ausreichend geschützt wird – ein Versagen der Verantwortlichen, das zu weiteren Eskalationen führen kann.