Hamas und Islamischer Dschihad lassen weitere Geiseln in Gaza frei
Tel Aviv/Gaza. Nach einer langen Wartezeit von 498 Tagen haben die militanten Gruppen Hamas und Islamischer Dschihad erneut drei in Israel entführte Männer freigelassen. Diese Übergabe wurde live im Fernsehen übertragen und fand in Chan Junis statt, wo Vertreter des Roten Kreuzes die Geiseln in Empfang nahmen. Die freigelassenen Männer sind Alexander (Sascha) Trufanov (29), Sagui Dekel-Chen (36) und Iair Horn (46).
Das Rote Kreuz übergab die drei Männer anschließend an die israelische Armee, die mitteilte, dass diese nun nach Israel zurückgebracht werden. Dort stehen medizinische Untersuchungen und ein Aufenthalt in Krankenhäusern auf dem Programm. Als Bedingung für diese Freilassung hat Israel Berichten zufolge angekündigt, 369 inhaftierte Palästinenser freizulassen. Dazu zählen 333 Personen, die nach dem 7. Oktober im Gazastreifen festgenommen wurden, sowie 36 verurteilte Häftlinge.
Während der TV-Übertragung mussten die Geiseln, umgeben von vermummten und bewaffneten Kämpfern, auf eine Bühne treten und Fragen in ein Mikrofon beantworten. Im Vergleich zu anderen freigelassenen Geiseln schienen sie nicht so stark abgemagert zu sein. Eine große Menschenmenge hatte sich zur Freigabe der Israelis versammelt, während auch Mitglieder der Hamas ihre Präsenz in der Umgebung zeigen konnten.
Ein übergeordnetes Ziel Israels bleibt die vollständige Zerschlagung der Hamas nach dem Hintergrund des Gaza-Kriegs. Sagui Dekel-Chen, einer der Freigelassenen, hatte am 7. Oktober 2023 versucht, die Terroristen abzuwehren, die in seine Heimatstadt eingedrungen waren. Sein Vater, Jonathan Dekel-Chen, hatte der Presse im letzten Sommer darüber berichtet. In der Zeit seiner Geiselnahme wurde Dekel-Chen, der auch US-Staatsbürger ist, zum dritten Mal Vater und wird nun die Möglichkeit haben, seine mittlerweile einjährige Tochter zu treffen.
Ein weiterer Überlebender, Alexander (Sascha) Trufanov, besitzt ebenfalls einen russischen Pass und hat den Verlust seines Vaters während des Übergriffs auf Israel im Oktober zu beklagen. Der palästinensische Islamische Dschihad hatte im Vorfeld mehrere Videos von Trufanov veröffentlicht.
Sobald die Männer in Israel eingetroffen sind, werden sie zunächst in einer Armeeeinrichtung untersucht und haben auch die Gelegenheit, ihre Familien zu kontaktieren, bevor sie in die Krankenhäuser im Landesinneren überführt werden.
Der brutal durchgeführte Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 hatte rund 1200 Menschen das Leben gekostet und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dieses Ereignis markierte den Beginn eines intensiven Kriegs im abgeriegelten Küstengebiet, wo inzwischen laut offiziellen Quellen der Hamas mehr als 48.200 Menschen getötet wurden, ohne zwischen Zivilisten und Kämpfern zu differenzieren.
Die Hamas hatte ursprünglich die Freilassung der Geiseln auf unbestimmte Zeit verschoben und Israel beschuldigt, die getroffenen Vereinbarungen zur Waffenruhe nicht einzuhalten. Israel wies diese Vorwürfe entschieden zurück und drohte mit einer Wiederaufnahme von Kampfhandlungen, sollten keine weiteren Geiseln freikommen.
Nach Vermittlungen in Ägypten lenkten die Islamisten schließlich ein und erklärten, die Freilassung wie ursprünglich vereinbart vorzunehmen. So wurde das Abkommen, dessen Erfolg auf der Kippe gestanden hatte, vorerst gesichert.
In einem Statement äußerte sich auch US-Präsident Donald Trump, der der Hamas ein Ultimatum stellte, um die Rückgabe aller verbliebenen Geiseln sicherzustellen, und betonte, die Verantwortung für künftige Schritte liege bei Israel.
Seit dem Beginn der Waffenruhe sind insgesamt 19 Geiseln im Rahmen dieser Vereinbarungen wieder freigekommen, wobei es laut Berichten zudem fünf weitere Thaikriegsgefangene gab, die unabhängig davon entlassen wurden. Das Abkommen sieht vor, dass insgesamt 33 Geiseln und 1904 Palästinenser im Austausch freigelassen werden. Die nächsten Geiselübergaben sind für das kommende Wochenende terminiert.
Trotz dieser Fortschritte sind derzeit noch 73 Geiseln im Gazastreifen in Gewahrsam, wobei israelische Quellen angeben, dass 36 von ihnen möglicherweise nicht mehr leben. Die Überlebenden und Leichname sollen nach einem dritten Verhandlungsabschnitt zurückgeführt werden, in dem auch der Wiederaufbau des Gazastreifens im Fokus steht.