Jan Böhmermann verlässt das Land? – Wer wird ihn vermissen?

Politik

In den vergangenen Tagen hat Jan Böhmermann in mehreren Interviews öffentlich erklärt, er würde Deutschland verlassen, wenn die AfD eine Wahl gewinnt. Die Frage ist nun: Wer wird ihn vermissen? Oder auch: Wird Jan die Zwangsgebühren auf seinem Konto vermissen? Oder einfach hierbleiben?
Es ist vollkommen egal, ob Jan Böhmermann die AfD hasst und verachtet. Es geht hier nämlich überhaupt nicht um die AfD. Es geht ausschließlich um Jan Böhmermanns Selbstbild und um diesen glitzernden, überdrehten, selbstverliebten Elfenbeinturm, in dem er sich seit Jahren eingerichtet hat wie ein Kind im zwangsfinanzierten Baumhaus, das glaubt, es sei ein Palast von weltgeschichtlicher Bedeutung. Wie narzisstisch, wie vollkommen abgehoben muss man sein, um ernsthaft zu glauben, die Ankündigung „Wenn ihr falsch wählt, verlasse ich das Land“ sei irgendeine Art Warnung? Für wen soll das denn eine Drohung sein? Wer soll da zusammenzucken? Der Bürger?
Glaubt Jan Böhmermann ernsthaft, dass da irgendein armer Tropf am Stimmzettel schwankt und dann denkt: „Oh nein! Der große Jan Böhmermann geht weg, wenn ich so wähle, wie ich will! Oh nein, Jan, um Himmels willen, Jan, was habe ich nur gedacht! Bitte bleib! Geh nicht! Wie sollen wir bloß ohne dich überleben, ohne dein Gesicht, ohne deine Sendung, ohne deinen Witz?“ Diese Selbstüberhöhung ist so grotesk, dass ich fast Mitleid bekommen könnte, wenn sie nicht so durchschaubar wäre.
Man kennt das ja von beleidigten Leberwürsten: „Wenn es nicht so läuft, wie ich es will, dann gehe ich!“ Ja, Jan, dann geh halt. Niemand hält dich. Niemand fleht dich an, zu bleiben. Niemand wird eine Kerze ins Fenster stellen. Er wird eh nicht gehen, und ich weiß auch warum. Er müsste ja dann einen neuen Ort finden, an dem Menschen mit der Gewalt des Staates gezwungen werden, seine Sendung zu bezahlen. Das ist das Geschäftsmodell, an das Jan Böhmermann sich gewöhnt hat, und er wird es nicht verlassen können.
Jan Böhmermann arbeitet für die öffentlich-rechtliche Anstalt, und über den Rundfunkbeitrag wird er von allen finanziert, auch von denen, die ihn nicht ausstehen können, und auch von denen, die er nicht ausstehen kann und die er verachtet, weil der Rundfunkbeitrag keine Abgabe ist, die aus innerer Einsicht, freiwilliger Akzeptanz oder vielleicht sogar Pflichtverständnis entsteht, sondern eine Zwangsabgabe, die von außen durchgesetzt wird. Diese Zwangsabgabe wird, wie jede Zwangsabgabe, mit staatlicher Vollstreckungsgewalt eingezogen, wenn man sich ihr widersetzt – bis hin zu Pfändung oder Erzwingungshaft.
Das ist genau der Kern des Problems: Jan Böhmermann glaubt vermutlich wirklich, die erzwungene Reichweite sei echte Popularität. Er ist fest davon überzeugt, dass die Menschen ihn auch kennen, unterstützen und finanzieren würden, wenn kein Zwang im Spiel wäre. Er glaubt, dass die Leute in kollektive Trauer fallen würden, wenn er das Land verließe. Nein, Jan. Niemand wird weinen, der gezwungen wurde, dich zu finanzieren, wenn du gehst. Im Gegenteil, für diese Menschen wird es eine Erleichterung sein, fast schon eine Befreiung.
Aber, du Held der deutschen Staatsgewalt und Bürokratie, du wirst nicht gehen, weil du genau weißt, dass du nirgends sonst finden wirst, was dieses Land dir bietet: ein Publikum, das dich nicht gewählt, nicht gebeten, nicht verlangt hat, aber dich trotzdem bezahlen muss. Und deshalb bleibst du, nicht wegen des Landes, nicht wegen der Demokratie und schon gar nicht wegen der Freiheit, sondern wegen der Gewalt, die dir hier dein Auskommen sichert.